Untersuchungen über die Zuckerbildung in der Leber und den Einfluss des Nervensystems auf die Erzeugung des Diabetes / von J.M. Schiff.

Date:
1859
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Untersuchungen über die Zuckerbildung in der Leber und den Einfluss des Nervensystems auf die Erzeugung des Diabetes / von J.M. Schiff. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    41/164 (page 35)
    stickstofflosen Substanz zu thun hatte. Wären [die fraglichen Bläschen der Leberzellen stickstoffhaltig, so wäre nieine Be- zeichnung als Amyluin, trotz aller übrigen Analogie, eine unstatt- hafte. Bei dorn Mangel an genügendem Material musste ich mich mit einer unter dem Mikroskope anzuwendenden Probe begnügen, die bereits früher von Schnitze vorgeschlagen, namentlich von Schacht in ausgedehnterem Masse zur Erkennung des Stickstoff- gehaltes mikroskopischer Gewebselemente angewendet worden ist. Alle stickstoffhaltigen Gewebstheile nehmen nämlich, wenn man ihnen eine Zuckerlösung und dann ziemlich concentrirte Schwefel- säure zusetzt, nach kurzer Zeit eine sehr saturirte rosenrothe Färbung an ')• Ich glaube nun keineswegs, dass diese Probe eine absolute Sicherheit gewährt, denn es gibt auch stickstofflose Körper, welche unter den angegebenen Bedingungen rothe Färbung zeigen, so z. B., wenn mich mein Gedächtniss nicht täuscht, das Terpen- tinöl. Kein Nhaltiger Gewebstheil der Pflanzen und Thiere lässt aber, so viel bis jetzt bekannt ist, die rothe Färbung vermissen. Die Röthung entscheidet also durchaus nicht für Stickstoffgehalt, ihre Abwesenheit aber macht es in hohem Grade wahrscheinlich, dass wir es mit einem stickstofffreien Körper zu thun haben. Wenn ich nun Leberzellen von frisch getödteten, gesunden Kaninchen, Meerschweinchen, Hunden und Fröschen von etwas concentrirter Rohrzuckerlösung befeuchtet mit einem Deckplättchen bedeckte, neben welches ich einen Tropfen concentrirter Schwefel- säure brachte, so sah ich bei 800facher Vergrösserung die ganze Leberzelle sich roth färben, stellte ich aber den Fokus scharf auf die kleinen Bläschen ein, so erschienen diese weiss und ungefärbt. Fasste ich den Rand dieser Bläschen scharf ins Auge, so erschien er nicht ganz weiss, sondern als ein, im Anfang der Schwefelsäure- wirkung gelber, später saturirt roth er Ring um das Bläschen herum. Dieser saturirte, dem Bläschen eng angeschlossene Rand war unmessbar schmal. Es wird aus diesen Beobachtungen sehr wahrscheinlich, dass die Amylumkörnchen der Leber, ganz wie die der Pflanzen, einen stickstofflosen Inhalt und eine feine stickstoff- haltige Umhüllung besitzen, und wir hätten in dieser Hülle eine ') Am längsten lassen die leimgebenden Gewebe auf diese Färbung warten, ind ich vermuthe, dass sich hier erst die unter dem Mikroskop farblose Leimsüss- So.hwefelsäure bildet, deren Entstehung die Reaktion gerade 60 verhindert wie die Veränderung des Jod seine Einwirkung auf Amylum bei Gegenwart von Speichel and andern organischen Stoffen. 3*