Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / von C. Neubauer und Jul. Vogel.

  • Neubauer, C. (Carl), 1830-1879.
Date:
1881-1885
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / von C. Neubauer und Jul. Vogel. Source: Wellcome Collection.

    85/634 (page 55)
    D. Nachweis. Für den Nachweis der Hippursäure ist es erforderlich, sie als solche zu isoliren, wozu eine der unter C. 2 beschriebenen Me- thoden zu verwenden ist. Die krystallisirte Hippursäure erkennt man leicht an ihrer Krystallform (B. 1), ihrem Verhalten bei der trockenen Destillation (B. 6) und ihrer leichten Löslichkeit in Alkohol und heissem Wasser. Neben diesen Proben lassen sich zur weiteren Bestätigung die Lücke' sehe Reaction (B. 5) und das Yerhalten eines ihrer Salze gegen säurefreies Eisenchlorid (B. 2) verwenden. Anhang. Benzoesäure. C7H6O2 CßHö. COOH. A. Vorkommen. Die Benzoesäure ist einige Male im normalen Harn neben Hippursäure gefunden worden; reichlicher tritt sie in demselben auf nach Genuss von Benzoesäure oder solchen Substanzen, welche im Organismus zu Benzoesäure verwandelt werden (§. 10 A). Gefaulter Harn enthält statt der Hippursäure Benzoesäure (vgl. §. 10 B. 4). B. Eigenschaften. 1. Die sublimirte Benzoesäure erscheint in farblosen glänzenden feinen Nadeln und Plättchen, die auf nassem Wege dargestellte dagegen in Schuppen, schmalen Säulen oder sechsseitigen Nadeln, deren Grundform ein gerades rhombisches Prisma ist. Beim Erkalten wässriger Lösungen erscheinen die Krystalle immer als aneinander gereihte, auch wohl über einander liegende Tafeln von genau 90**; in seltenen Fällen findet sich ein Winkel abgestutzt; häufig erscheinen die Ränder wie angenagt (Tr.f. 1, untere linke Hälfte der Fig. 3). 2. Bei 240° sublimirt die Benzoesäure imzersetzt, ihre Dämpfe reizen zum Husten. In kaltem Wasser ist sie schwer, leichter in heissem löslich; Alkohol, Aethyläther, Essigäther, Petroleumäther nehmen sie leicht auf. Ihre Lösungen röthen Lackmus. Sie verflüchtigt sich mit den Wasserdämpfen. 3. Die Benzoesäure ist einbasisch. Ihre Salze sind meistens in Wasser löslich, nur die mit Oxyden schwerer Metalle sind meist schwer löslich. Die benzoesauren Alkalien lösen sich in Alkohol. — Lösliche Säuren zerlegen die Benzoate unter Abscheidung der Benzoesäure in glänzenden weissen Schuppen. 4. Eisenchlorid erzeugt in der Lösung der benzoesauren Salze einen bräun- lich gelben Niederschlag von benzoesaurem Eisenoxyd, der durch Ammon unter Abscheidung von Eisenoxyd in benzoesaures Ammon, durch Salzsäure unter Ab- scheidung von Benzoesäure in Eisenchlorid zersetzt wird. 5. In einer klaren Mischung von Weingeist, Chlorobaryumlösung und Ammon bewirkt weder Benzoesäure noch benzoesaures Salz einen Niederschlag (Unter- schied von Bernsteinsäure). 6. Verdampft man Benzoesäure mit etwas Salpetersäure kochend in einer kleinen Schale, so entwickelt sich, sobald man den Rückstand stärker erhitzt, der Geruch nach Bittermandelöl (Nitrobenzol). C. Nachweis. Die Benzoesäure wird aus dem Harn nach denselben Me- thoden abgeschieden, wie die Hippursäure (§. 10 C. 2); sie findet sich dann ent- weder allein oder neben dieser vor, und wird von der Hippursäure durch Petro- leumäther getrennt, in welchem sich die Benzoesäure löst, die Hippursäure dagegen nicht. Beim Verdunsten des Petroleumäthers bleibt die Benzoesäure krystallinisch zurück. Der Petroleumäther muss frisch destillirt sein- weil die Benzoesäure sonst leicht stark gefärbt erhalten wird (Th. Weyl u. B. v. Anrep).