Die Erkrankungen der weiblichen Harnröhre und Blase : mit besonderer Berucksichtigung der Endoskopie und Cystoskopie dargestellt / von Gustav Kolischer.

  • Kolischer Gustav.
Date:
1898
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Credit: Die Erkrankungen der weiblichen Harnröhre und Blase : mit besonderer Berucksichtigung der Endoskopie und Cystoskopie dargestellt / von Gustav Kolischer. Source: Wellcome Collection.

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    der Harndrang durch die Dehnung der Blase hauptsächlich aus- gelöst wird. Wo der Oberflächenspiegel steht, ist ziemlich g'leich- giltig. Andererseits lässt sich diese Beckenhochlagerung bei Kindern, ja selbst bei älteren Patientinnen, sehr schwer durchführen, nachdem sie trotz Heben des Fussendes des Bettes sich im Schlafe quer zu- sammenkauern, so dass die Beckenhochlagerung illusorisch gemacht wird. Thatsächlich habe ich trotz vielfacher Versuche mit dieser Beckenhochlagerung keine imponirenden Erfolge, wenigstens bei Mädchen nicht, erzielen können. Es wird ferner vielfach empfohlen, durch elektrische Reizung den Verschlussapparat zu stärken. Dafür sind zwei Methoden in Uebung. Die eine beruht auf Einführung eines stiftförmigen Mast- darmrheophors in das Rectum und Application einer Platten- elektrode auf das Kreuz, bei der anderen Methode wird ein Rheophor in die Urethra eingeführt, mit dem negativen Pol ver- bunden und der positive Pol auf die Symphyse applicirt, und dann faradisirt. Ich habe von der ersten Methode keine besonderen Erfolge gesehen, die zweite Methode ist meiner Ansicht nach mehr theo- retisch construirt, als praktisch durchführbar, denn keine der Pa- tientinnen, an denen ich das Verfahren versuchte, konnte trotz schwächster Ströme das directe Elektrisiren der Urethra auf die Dauer vertragen. Die einzige Methode, welche gute und regelmässige Resultate ergibt, ist die Methode der federnden Urethraldilatation nach Sa enger. Sa enger führt einen metallenen weiblichen Katheter in die Urethra und Blase bis über das Trigonum ein, und dilatirt dann in jeder einzelnen Sitzung mehrfach die Urethra nach unten, nach rechts und links, wobei er besonders Gewicht darauf legt, dass Druck und Dehnung kräftig und ausgiebig sind, aber dass jeder einzelne Act nur kurze Zeit andauert. Durch das tiefe Ein- führen des Katheters wird bei diesen Bewegungen auch Urethra posterior und Blasenhals kräftig gedehnt. Die Sitzungen werden anfangs täglich, später jeden zweiten oder dritten Tag vorge- nommen. Zu diesen Dehnungen kann man auch Dittel’sche Urethral- stifte, oder bei Kindern eine Uterussonde verwenden. Selbstverständlich wird diese Therapie mit anderen Mass- nahmen, die für solche Fälle zweckmässig sind, einher gehen. Man wird also mehrere Stunden vor dem Schlafengehen keine I lüssigkeit mehr nehmen lassen, dagegen ist die Blase unmittelbar vor dem Zubettegehen zu entleeren.