Die Erkrankungen der weiblichen Harnröhre und Blase : mit besonderer Berucksichtigung der Endoskopie und Cystoskopie dargestellt / von Gustav Kolischer.

  • Kolischer Gustav.
Date:
1898
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Credit: Die Erkrankungen der weiblichen Harnröhre und Blase : mit besonderer Berucksichtigung der Endoskopie und Cystoskopie dargestellt / von Gustav Kolischer. Source: Wellcome Collection.

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    Es ist sehr auffallend, wie lange bei den langsamer ver- laufenden Fällen die Fadensclilingen brauchen, um die Blasenwand vollständig zu durchwandern und mobil zu werden. Oft brauchen die Fäden, nachdem man sie zum erstenmale an einem Stückchen ihrer Circumferenz diagnosticirt hat, viele Wochen, bevor sie mit ihrer grössten Circumferenz in das Blasencavum hereinragen. Der- artig lang in der Blasenwand persistirende Ligaturen pflegen sich sehr häufig zu incrustiren, ja es können sich sogar ziemlich um- fangreiche Steine um dieselben bilden, welche zur Drucknekrose der Wand führen können. Wenn man derartige Fälle cystoskopirt, so sieht man die Steine an der Wand der Blase herabhängen, die Fäden sind selbstverständlich von der Steinmasse verhüllt. Wenn sich die Fäden später aus der Blasenwand loslösen, was durch den Zug der an ihnen hängenden Steine befördert wird, so können sie, in den Blasenfundus herabgesunken, zur Bildung von grossen, in der Blase frei beweglichen Concrementen Anstoss geben. Was nun die Therapie anbelangt, so ist es das Zweckmässigste, sobald man einmal einen in der Wand der Blase sitzenden Faden entdeckt hat, denselben mit Zuhilfenahme des Operationscystoskopes neben seinem Knoten zu durchschneiden und zu entfernen. Das Ausreissen des Fadens, nachdem man seinen Sitz diagnosticirt hat, mittelst eines kleinen Lithotriptors ist ein rohes Verfahren, bei dem immer die Gefahr einer ausgiebigeren Verletzung der Blasen- wand besteht. Haben sich Concremente an die in der Blasenwand noch haftenden Fadenschlingen angesetzt, so gelingt es in der Regel ganz leicht, mit der Zange des Operationscystoskopes diese noch frischen und weichen Concremente zu zerbröckeln. Wenn man die Fäden freigelegt hat, so entfernt man sie in der oben angegebenen Weise und pumpt sodann die Blase aus, um die Concrement- bröckel herauszuwaschen. Nur in seltenen Fällen kommt es von der Durchbruchsstelle der Ligaturfäden aus zu einer ausgebreiteteren Infection der ganzen Blase, vorausgesetzt, dass die Blase vorher intact war. Auch die Perforationsstellen pflegen, wenn einmal die Fremdkörper ent- fernt sind, sehr rasch zu heilen. Sollte an der Durchbruchsstelle ein torpides Geschwür Zurückbleiben, so kratzt man es aus und verschorft es. Jedenfalls wird man, um die Häufigkeit der Ein- wanderung von Ligaturen einzudämmen, zu Abschlussnähten, welche in der Nähe der Blase angelegt werden müssen, möglichst feine Seide verwenden.