Leitfaden der Neurologischen Diagnostik : eine Differentialdiagnose aus dem fuhrenden Symptom für praktische Ärzte und Studierende / von Kurt Singer.

  • Singer, Kurt, 1885-1944.
Date:
1921
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Credit: Leitfaden der Neurologischen Diagnostik : eine Differentialdiagnose aus dem fuhrenden Symptom für praktische Ärzte und Studierende / von Kurt Singer. Source: Wellcome Collection.

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    dikus (Tib.) ja die Wadenmuskulatur inner viert und diese die für den Acbillesreflex charakteristische Bewegung, die Plantarflexion des Fußes erzeugt. Eine Neuritis im Femoralis, der den Quadrizeps versorgt, kann aus dem gleichen Grunde den Patellarreflex zum Schwinden bringen. Man darf also nicht, wie das leider häufig ge¬ schieht, sofort aus dem Fehlen der Reflexe . an den unteren Extre¬ mitäten die Diagnose Tabes stellen! Um das Fehlen oder die Abschwächung ‘ der Reflexe durch eine Neuritis zu erklären, bedarf es allerdings folgender beweisender Momente ’ 1. Eine ausreichende Ätiologie: am häufigsten Alkohol, Diabetes, Infektionskrankheiten (Diphtherie), Rheumatismus, Überanstrengung. 2. Subjektive Schmerzen; sie fehlen nie bei den Neuritiden, be¬ sonders im Anfang nicht. Gelegentlich auch Parästhesieen, schmerzhaftes Knebeln und ähnliche Sensationen. (Sind Schmerzen da, handelt es sich also um einen frischen Fall, so können durch Reizung des Nerven auch die Reflexe einmal besonders lebhaft sein!) 3. Druckempfindlichkeit der Nervenstämme, die in der Kniekehle (medial N. tibiblis, lateral N. peroneus), zwischen Tuber ischiad. und Spina iliac ant. (N. iseh.) und in der Mitte der Eeistenbeuge (N. fern.) zu palpieren, im Stadium der Entzündung sowohl wie später oft verdickt zu fühlen sind. 4. Dehnungsempfindlichkeit der Nervenstämme (Laseguesch.es Symptom bei Ischias), durch die anatomischen Bedingungen nur am Bein ausgiebig zu prüfen. Ist der Nerv im entspannten Zustand, also bei Beugung der Hüfte und gleichzeitiger Kniebeugung, so empfindet der Patient keine Schmerzen; wird bei gebeugter Hüfte dann aber das Knie gestreckt, so treten heftige, von der Hacke bis zur Hüfte aus¬ strahlende, auf die Hinterseite des Beines lokalisierte Schmerzen auf. Diese Dehnungsempfindlichkeit ist so prägnant, daß die Kranken das Bein durch leichtes Kniebeugen entspannen, verkürzen, schonen, und daß häufig der Schmerz auch bei brüskem Strecken des anderen Beines sich einstellt (Feuersteins Zeichen der Ischias). 5. Dem Versorgungsgebiet der entsprechenden Nerven ent¬ sprechende sensible Ausfälle, (nicht regelmäßig). Die Unterscheidung zwischen der Neuritis und der Neuralgie (siehe Kapitel IX) ist nicht immer leicht und praktisch auch nicht immer notwendig. Deutliche Ausfallserscheinungen, besonders also Motilitäts- und Sensibilitätsstörungen sprechen für die Neuritis. Sie kann sich bekanntlich auch an Traumen und an Verletzungen an¬ schließen (infektiöse Neuritis); als Trauma, und zwar chronisches, wirken oft auch bestimmte Berufe und Beschäftigungen; so können