Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu den Infectionskrankheiten und der Gesundheitspflege / von C. v. Nägeli.

  • Nägeli, Carl, 1817-1891.
Date:
1877
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu den Infectionskrankheiten und der Gesundheitspflege / von C. v. Nägeli. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    322/330 (page 284)
    Die Stcädte im Siklon, aucli Land- und Geljirgsstädtchen, sind alle auf oiiieu möglichst kleiuen Raum zusammengedrängt, die Häuser liberall aneinander gebaut, die Gassen eng, schattig, ohne Luftzug, ohne freie Plätze. Auf den Strassen bringen die Leute den ganzen Tag in Arbeit oder Milssiggang zu; ein dumpfes Zimmer bcherbei-gt Nachts oft eine ganze Familie, wie das in Mitteleuropa kaum als Aus- nahme vorkommt. Den Bewohnern mangelt, im Vergleich jnit unsern grossen Städten, Luft und Licht. In den engen Gassen liegen die Abfälle der Küchen und aller möglichen Gewerbe, kleine Thierleichen, Auswurfsstoffe, welche in die Abtritte gehörten. Es kommt vor, dass der mitteleuropäisch civilisirte Mensch beim schönsten Wetter sich kaum durch den Schmutz durch- winden und kaum in den schlechten Gerüchen aufhalten kann. Ueberall sind die reichlichsten Fäulnissprocesse thätig und durch die höhere Temperatur zu einem Grade gesteigert, den wir imr auf künstlichem Wege im Brütkasten zu Stande bringen. Die Bewohner sind, im Ver- gleich mit unsern grossen Städten und nach unsern herrschenden An- sichten, einer wahrhaft verpesteten Luft ausgesetzt. Füge n wir hinzu, dass Wände und Fussböden in den Häusern durchweg aus Stein gefertigt und meistens feucht und schmierig, gleichsam die Strasse im Kleinen sind, und dass die Wohnungen eine schlechte Ventilation und meistens keine wohlduftende Atmosphäre besitzen, so haben wir alles beisammen, was in Mitteleuropa als ge- sundheitsschädlich erklärt wird und was man um jeden Preis beseitigen will; — und wir sind erstaunt, dass die Bevölkerung dieser südlichen Städte, statt auszusterben, sich in besserem Wohlsein befindet, als wir, die wir alle diese Schädlichkeiten vermeiden. Eine allgemein gültige Theorie, welche die günstigen Gesundheits- verhältnisse vieler südlicher Städte erklärte, giebt es sicherlich nicht. Offenbar treffen verschiedene Umstände zusammen, von denen bald der eine bald der andere mehr hervortreten mag. Es ist mir aber nicht zweifelhaft, dass auch Feuchtigkeit und Schmutz dabei eine Rolle spielen, weil sie eine staubfreie Atmosphäre bedingen. Ich habe wiederholt auf die mit Staub erfüllte Luft unserer Wohnungen hingewiesen. Wenn wir auch dieselben so trocken und reiiüich halten, dass sich keine schädlichen Keime bilden, so hilft uns diess wenig; die Keime kommen in Menge mit dem Staub von aussen herein und finden hier, da sie immer von den blanken Wänden wieder