Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu den Infectionskrankheiten und der Gesundheitspflege / von C. v. Nägeli.

  • Nägeli, Carl, 1817-1891.
Date:
1877
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Credit: Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu den Infectionskrankheiten und der Gesundheitspflege / von C. v. Nägeli. Source: Wellcome Collection.

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    frei von Cholera, während schöne und reinlich gehaltene Schiffe zu- weilen von Epidemieen ergriffen werden. Die euroiiäischen Truppen in Indien, die in stattlichen Gebäuden wohnen, sind der Seuche viel mehr ausgesetzt als die Eingebornen in ihren schmutzigen und über- füllten Hütten. Auch in Europa kommt es vor, dass die Cholera in einem Gelangniss, das ein wahres Muster von Reinlichkeit ist, heftig ausbricht und die unreinen und feuchten Wohnungen armer Leute verschont. Wollte Jemand aus solchen Beispielen den Schluss ableiten, dass Feuchtigkeit und Schmutz in den Wohnungen, ihren nächsten Um- gebungen und im Boden ein Schutz gegen die Infectionskrankheiten sei, so wäre er eben so sehr im Irrthume als die jetzt herrschende Meinung, die das Gegentheil behauptet. Es geht vielmehr aus diesen Thatsachen sowie aus der ganzen bisherigen Auseinandersetzung hervor, dass Trockenheit und Feuchtigkeit, Reinlichkeit und Schmutz nur eine nebensächliche Bedeutung haben, dass sie das Uebel nicht erklären und für allgemeine prophylaktisclie Massregeln unbrauchbar sind, dass vielmehr in jedem Einzelftill festzustellen ist, ob die Trockenheit und ob die Reinlichkeit Vortheil oder Nachtheil bringe oder gleichgültig sei. Wenn der Bewohner des Karsts, der Jahr • aus Jahr ein sein faules Pfützenwasser trinkt, gesund ist und der Bewohner einer Stadt oder eines Dorfes mit dem reinsten Quellwasser ejjidemisch er- krankt, wenn eine kleine schmutzige dumpfe Hütte, die auf feuchtem Lehm steht, siechfrei ist und ein stattliches Haus nebenan mit grossen luftigen und glänzend hellen Wohnräumen, dessen Fundament die Lehmschicht durchbricht und auf trocknem Kies ruht, siechhait ist, so zeigt uns die wissenschaftliche Zergliederung, dass in diesen Fällen die Beschaffenheit des Trinkwassers und der Wohnräume gleich- gültig ist. Wenn wir aber sehen, dass in vielen südlichen Städten, wo Feuchtigkeit und Schmutz an der Tagesordnung sind, und ebenfalls in kleinern Städten und in Dörfern des mittlem Europas, welche die nämliche Beschaffenheit besitzen, durchschnittlich der Gesundheits- zustand ein besserer ist als in grössern mitteleuropäischen Städten, die sich alle Mühe geben, trocken und reinlich zu sein, so sind wir berechtigt, uns zu fragen, ob hier die gegenwärtig betrachteten Um- stände nicht eine Bedeutung haben. Sehen wir die Verhältnisse etwas genauer an.