Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu den Infectionskrankheiten und der Gesundheitspflege / von C. v. Nägeli.

  • Nägeli, Carl, 1817-1891.
Date:
1877
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Credit: Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu den Infectionskrankheiten und der Gesundheitspflege / von C. v. Nägeli. Source: Wellcome Collection.

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    Ergebnisse der Pilzphysiologie und die experimentellen Thatsachen in scliarfem Gegensatz. Die Lehren der Hygiene waren wesentlich Meinungen, die nach dem Stande der Wissenschaft allerdings nicht als unberechtigt gelten konnten, denen aber doch eine klare Einsicht mangelte und die sich weder auf Erfahrung und Beobachtung noch viel Aveniger auf Ver- suche zu berufen vermochten. Es ist daher begreiflich, dass sie vor dem Experiment nicht Stand halten; denn wir wissen ja aus der Ge- schichte der Physiologie, wie oft selbst Beobachtung und Erfahrung, die man noch so sicher wähnte, von dem Experiment über den Haufen gCAVorfen wurden. Ich habe auf den hygienischen Theü das Hauptgewicht gelegt. Es handelt sich hier um volkswirthschaftliche Interessen von grosser Bedeutung. Die Summen, welche für hygienische Zwecke in unfrucht- barer, theilweise selbst in gesundheitsschädlicher Weise ausgegeben werden, betragen jetzt schon im deutschen Reiche jährlich mehrere Millionen, und es drohen ihnen in der nächsten Zeit noch weit grössere Ausgaben nachzufolgen. Die Gesundheitslehre wird bei den Massnahmen zum Schutze vor Infectionskrankheiten gänzlich beherrscht von der Vorstellung, die ich geradezu als Vorurtheil bezeichnen muss, dass die Verunreinigung des Bodens und des Wassers durch organische Stoffe und Fäulnissprocesse besonders schädlich seien, während die wirklich gefährlichen Verun- reinigungen der Luft unberücksichtigt bleiben. Jenes Voi'urtheil hat keine Thatsache und keine sichere Erfahrung für sich; ihm wider- sprechen pilzphysiologische Gründe und alle Versuche, die man anstellt. Allerdings habe ich diese Versuche bis jetzt nur im Zimmer und im Kleinen ausführen können. Aber es liegt durchaus kein Grund vor, warum die Erscheinungen im Freien und im Grossen anders verlaufen könnten, — wie ja auch in analogen landwirthschaftlichon Dingen die Kulturversuche im Topfe prinzipiell das Gleiche ergeben wie diejenigen auf dem Acker. Jedenfalls sollte auf das bislierige Vorurtheil hin weiter keine wichtige öffentliche Massregel ausgeführt werden. Wer seine vor- gefasste Meinung gegenüber von wissenschaftlichen Thatsachen nicht