Grundlinien der Pathologie des Stoffwechsels : vierundzwanzig academische Vorlesungen / von F.W. Beneke.

  • Beneke, F. W. (Friedrich Wilhelm), 1824-1882.
Date:
1874
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Credit: Grundlinien der Pathologie des Stoffwechsels : vierundzwanzig academische Vorlesungen / von F.W. Beneke. Source: Wellcome Collection.

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    vielleicht keine vereinzelte Erscheinung, dass jüngere Aerzte unserer Tage die Symptome eines Herz- oder Lungenleidens scharf zu er- kennen, oder mit geschickter Hand eine Operation auszuflihren ver- mögen, die Beziehungen des Trinkwassers in seinen verschiedenen Qualitäten zu dem Ablauf der Lebenserscheinungen aber wenig zu würdigen wissen, oder mit den Bestandtheilcn der Atmosphäre nur sehr oberflächlich bekannt sind. — Das mahnt daran, dass in dem Bildungsgänge des Arztes der allgemeinen Physiologie ihre bedeut- same Stellung nicht geschmälert werden darf, und dass die klare Auffassung der sämmtlichen Verbindungsfäden, durch welche der Mensch an das Naturganze gekettet ist, stets eine der vornehmsten Aufgaben des Mediciners bilden soll*). Ausgehend von diesem Gedanken, halte ich es für nützlich, den nachfolgenden Vorträgen über die Störungen des Stoffwechsels im menschlichen Organismus ein möglichst gedrängtes Bild vom Kreis- lauf des Stoffes in der uns umgebenden Natur voraufzuschicken. Mit diesem allein gewinnen wir den sicheren Grund und Boden für die späteren Betrachtungen. Alle Stoffe, welche zum Aufbau und zur Erhaltung der zahl- losen pflanzlichen und tliierischen Organismen erforderlich sind, •— und es sind deren kaum mehr als 17—18 —, sind in mehr oder weniger elementarer Form in der Oberfläche unseres Erdkörpers und in der denselben umgebenden Atmosphäre enthalten. — Die sämmtlichen Organismen bestehen tlieils aus organischen (stickstoff- haltigen und stickstofffreien), tlieils aus unorganischen Verbindungen. Die Elemente der ersteren Anden sich grosstentheils in der atmo- sphärischen Luft, die der letzteren, grösstentheils in schon fertigen Verbindungen, in der Oberfläche der Erde. — Verfolgen wir zunächst die Bestandtlieile der Atmosphäre und des Erdbodens in die pflanzlichen Organismen hinein, so sind diese letzteren es, welche den Stickstoff, die Kohlensäure und das Wasser der Atmosphäre, so wie das Wasser und die verschiedenen in dem Erdboden enthaltenen unorganischen Verbindungen theils zu organi- sirtem Gewebe, theils zu den verschiedenartigsten Nähr- und Nutz- stoffen zusammenfügen. — Der Stickstoff' ist zum Tkeil in der Form des Ammoniaks (NH3) in der Luft enthalten; ein Theil desselben wird durch die Verdunstungsprocesse an der Oberfläche der Erde und die dabei stattfindende Ozonbildung stets zu salpetriger Säure *) Vgl. Beneke: Die praktische Medicin unserer Tage. Ein populär-wissen- schaftlicher Vortrag. Marburg. Eiwert. 1863.