Histologische und experimentelle Studien über die Tuberkulose.

  • Heryng, Theodor, 1847-1925.
Date:
1873
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Histologische und experimentelle Studien über die Tuberkulose. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

    12/132 (page 8)
    Diesen jungen Tuberkel lässt Virchow auf dem gewöhnlichen Wege einer directen Proliferation des präexistirenden Gewebes ent- stehen. ... Die Elemente des Bindegewebes vergrössern sieh, die Kerne theilen und vermehren sich, endlich theilen sich die Zellen. An manchen Orten soll die Kernwucherung vor der Zeilentheilung bis zu sehr bedeutender Höhe steigen. Nirgends sah Virchow dies so ausgedehnt als an den Fettzellen des Omentum, welche sich zu- weilen in Tuberkelzellen umbilden sollen; dabei verschwindet zuerst das Fett, dann wuchern die Kerne so sehr, dass förmliche Riesen- zellen entstehen. Dieselbe wesentliche zellige Zusammensetzung des Tuberkels wiederholt sich seiner Meinung nach an allen Orten, wo man den Tuberkel in seiner eigentlichen Acme untersucht. In festen fibrösen Theilen kommt diese Acme nicht vollständig zu Stande. In solchen Fällen besteht nach Virchow ein grösserer Theil des kleinen Knötchens aus dichtem Bindegewebe, dessen Zellen etwas reichlicher sind und häufig mehrere, kleinere Kerne enthalten. Virchow bezeichnet diese harten Knötchen als fibröse Tuberkel. In diesen harten Formen fand er unter dem Mikroskop runde, trübgelbliche Haufen von feinkörnigem Aussehen, nicht selten um- geben von einer dicken Bindegewebsschicht, die manchmal ein Lumen zu enthalten schienen, manchmal einem mit dichtem Inhalte gefüll- ten Gefäss ähnlich sahen. Sie lagen öfters so hintereinander, dass sie wie Abschnitte eines gewundenen Schlauches erschienen. In diesen Bildungen vermuthete Virchow Lymphgefässe mit gewuchertem Epithel (1. c. S. 641), doch ist es ihm nicht gelungen, sich von der Wahrheit dieser Vermuthung zu überzeugen. Ich habe die Beschreibung Virchow's absichtlich fast wörtlich wiedergegeben, weil ich in vielen Punkten genöthigt sein werde, auf dieselbe zurückzukommen, andererseits auch weil dieselbe lange Zeit als Musterbild der histologischen Beschaffenheit des Tuberkels galt und allgemein angenommen war. Durch seine und Rheinhardts Untersuchungen haben natürlich die Lebert'schen Tuberkelkörperchen ihre specifische Bedeutung vollständig eingebüsst. Sie erwiesen sich als geschrumpfte, zum Theil fettig degenerirte oder ganz und gar abgestorbene Gebilde. Während Virchow nun überall das Bindegewebe (mit Einschluss des Fettgewebes) als Matrix des Tuberkels betrachtet, lassen spätere Forscher denselben aus Blutgefässen oder Lymphgefässen entstehen.