Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen : Untersuchungen uber die allgemeinen Lebensbedingungen der Pflanzen und die Functionen ihrer Organe / von Julius Sachs.

Date:
1865
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Credit: Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen : Untersuchungen uber die allgemeinen Lebensbedingungen der Pflanzen und die Functionen ihrer Organe / von Julius Sachs. Source: Wellcome Collection.

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    den Gewebe einseitig minder stark entwickelt, oder war die durch Erschütterung bewirkte Beugung des Sprosses einseitig stärker, so wird jene Verlängerung des Sprosses von einer Krümmung desselben begleitet sein. Das fortdauernde Bestreben der gedehnt gewesenen elastischen Gewebe zur Rückkehr auf ihre frühere Länge, ist eine der Ursachen, welche den gebeugten Spross wieder aufrichten. Die zweite ist der bedeutende Zug, welchen das im stetigen Ausdehnungsstreben begriffene Mark auf die, seiner concaven Seite angrenzenden, Holz und Rinde übt. Dieser Zug ist selbstverständlich an der concaven Seite des Marks um vieles stärker, als an der convexen ; einestheils der Compression dieser Markseite, anderen- theils der Unterstützung wegen, welche die Zusammenziehung der an die convexe Seite grenzenden Holz und Rinde liefert.« Die hier beigebrachten Beobachtungen halte ich für hinreichend zum Verständniss der fraglichen Erscheinungen, weitere Ausführungen sind in der reichhaltigen Arbeit Hofmeister’s nachzulesen. § 124. Krümmung durch einseitige Erschlaffung des Schwell- gewebes. Genauer studirt wurde dieser Vorgang bis jetzt nur an den Bewe- gungsorganen der Blätter von Mimosa pudica1) ; es handelt sich nämlich hier um die sogenannten Reizbewegungen derselben, die man einstweilen als ein Para- digma für zahlreiche andere, ihrem Habitus nach ähnliche Vorgänge betrachten kann: auch sind die anatomischen und mechanischen Eigenschaften nur an den grossen Bewegungsorganen der Hauptblattstiele genauer erforscht; das Folgende wird sich daher vorzugsweise auf diese, nur nebenbei auch auf die der secun- dären Blattstiele und der einzelnen Blättchen beziehen. Wenn man die Basis eines grossen reizbaren Blattstielkissens durch einen scharfen Schnitt vom Stamme trennt, so quillt aus dem axilen Fibrövasalstrang ein grosser Tropfen klarer Flüssigkeit hervor, der sich nach dem Wegnehmen mehrfach erneuert. Lässt man das Kissen am Blattstiel, und trennt man mit einem scharfen Messer durch vier Längsschnitte das schwellende Gewebe in zwei seitliche und einen oberen und unteren Streifen (den Blattstiel immer hori- zontal gedacht , so dass der axile Fibrövasalstrang isolirt ist, und taucht man nun, um den Wasserverlust zu ersetzen, das Ganze in Wasser, so verlängern sich die vier Tlieile des Schwellkörpers ungefähr um ‘/4 bis Vä ihrer ursprüng- lichen Länge und überragen den axilen Strang. Im unverletzten wasserreichen Organ musste demnach eine hohe Spannung bestehen zwischen dem hohlcylin- drischen Schwellkörper einer- und dem ihn ausfüllenden mit ihm verwachsenen Fibrövasalstrang anderseits; jener musste durch diesen in seinem Ausdehnungs- stroben sehr zurüekgehalten , dieser durch jenen passiv stark ausgedehnt sein. Eine zweite an einem solchen Präparat zu machende Wahrnehmung von Wich- tigkeit ist die, dass die vier Striemen, deren jeder die Epidermis und dasSchwell- gewebe bis zum axilen Strang hin enthält, sich keineswegs nach aussen, sondern schwach nach innen krümmen; es beweist dies, dass der Widerstand, den die Epidermis2] dein Dehnungsstreben des Schwellgewebes entgegensetzt, unbe- l Eine Beschreibung des äusserlichen, augenfälligen Verhaltens dieser Ptlanze dürfte hier überflüssig sein, nicht hlos weil sie in der Literatur oft genug vorkommt, sondern auch des- halb, weil Jeder, den der Gegenstand interessirt, Mimosen leicht in Menge am Fenster culti- viren und den Habitus ihres Verhaltens beobachten kann. ■2 Die Epidermis besteht aus sehr kleinen Zellen, deren Aussenwände kaum dicker sind, a!> die Wände des schwellenden Parenchyms.