Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen : Untersuchungen uber die allgemeinen Lebensbedingungen der Pflanzen und die Functionen ihrer Organe / von Julius Sachs.

Date:
1865
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen : Untersuchungen uber die allgemeinen Lebensbedingungen der Pflanzen und die Functionen ihrer Organe / von Julius Sachs. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    457/534 (page 441)
    Schichten im Inneren auch vorfinden. Nägeli neigt sogar zu der Annahme hin, dass sie aus kugeligen Jugendzustiinden hervorgehen. Die Unterschiede zwischen den Rrystalloiden und den Starkekörnern, mit denen sie in ihrem Verhalten zu Quellungs- und Lösungsmitteln trotz ihrer Krystallform sehr viel Aelinliches haben, lassen sich nach Niigeli wohl darauf zurückführen, dass bei den Starke— körnern die innere Organisation durch ein Centrum bedingt wird, bei den Kry- stalloiden nicht, dass hier die Molecularschichten nicht concenlrisch, sondern eben sind. Da nun der coneenlrische Bau der Stärkekörner beim Wachsthum nothwendig Spannungen der Molecularschichten bewirkt, und da diese ihrerseits I zur Bildung dichter und weicher Schichten führen, so wird es nach Nägeli be- greiflich, dass beides den Rrystalloiden fehlt. Mit den Stärkekörnern und Zellhäuten stimmen wenigstens die von Nägeli untersuchten Rrvslalloide noch besonders darin überein, dass sie aus wenigstens zwei innig gemengten Substanzen von verschiedener Löslichkeit bestehen und zwar so, dass nach der Extraction der löslicheren die andere als ein Skelet zu- rückbleibt, welches Form und Grösse des Ganzen noch bewahrt und durch seine Substanzarmuth geringere Dichte) von ihm sich unterscheidet. Gestützt auf diese Uebereinstimmung der Ivrystalloide mit den Slürkekörnern und der Zellhaut schliesst nun Nägeli, dass auch ihre Molecularconslilution eine ähnliche sei; dass sie aus unsichtbar kleinen kristallähnlichenMolecülenbestehen, von denen jedes aus einer grossen Zahl zusammengesetzter »Atome« besteht; diese Molecüle berühren sich d. h. sie liegen ohne eine ponderable Zwischensubstanz neben einander) im trockenen Zustande, im befeuchteten aber umgicbt sich jedes mit einer Wasserhülle. Die Wirkungen der Rrvslalloide auf das polarisirte Licht unterstützen nach ihm diese Annahme. Die Wirkung aller organisirten Gebilde auf dieses sei im Vergleich mit den Rrystallen nur schwach und so sei es auch bei den Rrystalloiden. Ich habe die Ansichten Nägeli’s hier als maassgebend in den Vordergrund gestellt, nicht nur weil seine Beobachtungen die neuesten sind, sondern deshalb, weil seine Behandlung dieses Thema’s die am meisten kritische ist, und weil Nägeli's Arbeit sich nicht blos mit Beobachtungen überhaupt begnügt, sondern direct auf die Einsicht in das Innere der Mole- cularstructur ausgeht. i! Dass in der Substanz der Krystalloide eiweissartige Verbindungen wesentliche, niemals fehlende Bestandtheile sind, darin stimmen sämmtliche Beobachter (Hartig, Radl- kofer, Maschke, Holle, Cohn, Nägeli) überein: die Färbung mit Iod (gelb bis braun), die Aufsammlung gelösten Carmins, die Annahme der Xanthoproteinfärbung bei Behandlung mit Salpetersäure und dann mit Kali oder Ammoniak, die Färbung mit dem Millon’schen Rea- gens, mit Schwefelsäure und Zucker, mit Salzsäure, die Löslichkeit in Alkalien, vor Allem aber die Gerinnbarkeit und die daraus hervorgehende Resistenz gegen schwächere Lösungs- mittel, liefern den Beweis dafür, dass eiweissartige Substanzen in den Krystalloiden nicht nur vorhanden sind, sondern auch, dass sie die Reaction des Ganzen überwiegend bestim- men. Maschke1) unternahm eine ausführliche chemische Analyse der Krystalloide der Para- nuss und kam zu dem Resultat, dass sie aus Casein in Verbindung mit einer noch unbe- stimmten Säure bestehen, die ihre Löslichkeit in warmem Wasser bedingt. Die in Wasser von 40—50° C. gelösten Krystalloide bilden sich nach Maschke bei langsamem Abdampfen i Maschke, »Leber den Bau und die Bestandtheile der Kleberbläschen in Bertholletia etc.« Bot. Zeitg. 1859. p. 44 1.