Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen : Untersuchungen uber die allgemeinen Lebensbedingungen der Pflanzen und die Functionen ihrer Organe / von Julius Sachs.

Date:: 1865

Credit: Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen : Untersuchungen uber die allgemeinen Lebensbedingungen der Pflanzen und die Functionen ihrer Organe / von Julius Sachs. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

405/534 (page 389)

$[Weg. aber die Richtung in Bezug auf den Erdkörper blieb allerdings dieselbe, so wie vorhin bei der Wurzelbildung umgekehrter Stecklinge, was darauf hin- zuweisen scheint, dass die Schwerkraft hier eine Rolle bei der Stoffbewegung 'pielt. Anderseits beweist auch die Ueberwallung der Hiebfläche abgehauener Weisstannenstöcke1), deren Wurzeln mit denen belaubter Räume derselben Art \erwachsen sind, dass bei ihnen die holzbildenden Stoffe, die sonst vorwiegend nach abwärts sich senken, hier im Stammstumpf aufsteigen, um den Ueberwal- lungswulst zu bilden, und man hat keine Ursache anzunehmen, dass sie dabei in anderen Gewebeformen als sonst sich bewegen. Dasselbe wird übrigens auch [durch abgesägte aufwärts gerichtete Aststumpfe an Räumen bew iesen : dieselben jhilden oft eine völlige Ueberwallung der Schnittfläche, w obei der Holzw ulst auf- wärts steigt2 3). Diese Thatsachen zeigen, dass wenn die Organisationsvorgänge durch zu- fällige Eingriffe an Orten sich geltend machen, wo sie sonst nicht auftreten, auch der Zustrom der Bildungsstoffe eine andere Richtung als sonst in den Geweben nehmen muss. Werden Rindenstreifen unten und beiderseits vom Holzkörper abgelöst, oben mit diesem in Verbindung gelassen, so bildet sich innerhalb der- selben IIolz; findet die Ablösung umgekehrt oben und seitlich statt, so bildet sich in ihnen Holz in aufsteigender Richtung, die Holzlage ist aber unten dicker als oben. Da diese Holzbildungen zu voluminös sind, um aus den Stoffen, welche der Rindenstreif selbst enthält, zu entstehen, so muss der dazu nöthige Stoff' in dem einen Fall abwärts, im anderen aufwärts sich durch die gleichnamigen Ge- webe bewegen (Duhamel, Phvs. des arbres. II. Chap. III. und Trecul, Ann. des ■ sc. mit. 1853: Production du bois par l’ecorce des arbres dicotyledonnes). Die im Holzkörper der Bäume abgelagerten Reservestoffe können sich, wie aus den Folgen des Ringschnitts am Stamm hervorgehl, mit Leichtigkeit im Holz aufwärts bewegen, wenn sie im Frühjahr zur Ausbildung der Knospen dienen ; aber sie können auch horizontal von innen nach aussen sich bewegen, wie aus dem Auftreten der Neubildungen an enlblösstem Splint hervorgeht *). Eine schief seitwärts gerichtete Bewegung in den sie leitenden Geweben der Rinde nehmen die plastischen Stoffe, wenn aus der Rinde dieolyler Ilolz- pflanzen schraubenförmige Streifen herausgeschnitten werden, oder w enn in ver— 1 schiedenen Höhen Rinde und Holz eines Stammstückes quer bis in die Mitte ein- gesägt wird; dass die Bildungsstoffe in solchen Fällen die genannte Richtung 1) Göppert, Bot. Zeitg. 1846. p. 506. Dubreuil giebt dasselbe für Pinus maritima an in Comptes rendus XXVII. 387. 2) Die Krümmung der Holzschichten solcher Ueberwallungswulste nach dem Centrum mag einstweilen auf sich beruhen; die Abwärtssenkung derselben, so dass sie im Längsschnitt des Stamm- oder Aststumpfes eine nach unten concave Linie bilden, kann wohl der Schwer- lkraft zugeschrieben werden; auch die Ueberwallungen von Bänken und Steinen, die an der |Basis von Zierbäumen oft so massenhaft sich ausbilden, z. B. bei Breslau im Fürstengarten, haben das Aussehen eines hingeflossenen Teiges, also einer unter dem Einfluss der Schwere I sich ausbreitenden Masse. Die noch weichen, cambialen Holzzellen scheinen demnach dem Einfluss der Schwere in ähnlicher Weise zu folgen, wie die Wurzelspitzen und die Hymenien der Hutpilze. 3) Duhamel, Physique des arbres. 1738. II. p. 42. und Trecul , Ann. des sc. nat. 1853. p. 196.$