Orbitalphlegmone und Sehnervenatrophie / von J. Öller.

  • Öller, J.
Date:
1901
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Orbitalphlegmone und Sehnervenatrophie / von J. Öller. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by UCL Library Services. The original may be consulted at UCL (University College London)

    20/28 (page 18)
    der Lider und des orbitalen Zellgewebes infiziert, doch so selten eine Infektion des Sehnervs erfolgt. Bakterien aber in grosser Zahl, von besonderer Virulenz, Ver- mehrungsfähigkeit und lebhafter Eigenbewegung brauchen zu ihrer Weiterverbreitimg nicht immer eine physiologische Stromrichtung wie die Tuschpartikelchen des Experimentes, namentlich wenn sie auf den engen Raum der Spitze des Orbitaltrichters zusammengedrängt werden und durch die reaktive Entzündung eine Lymphstase entstellt. In Erwägung dieser Gedanken scheint mir das Einwandern von Streptokokken auf dem Lymphwege von den Scheiden längs der Septen des Optikus in dessen Stamm in hohem Grade wahrscheinlich. Die Invasion des Sehnervs auf dem Wege der Lymphbahnen schliesst aber nicht aus, dass nicht auch Kokken die Wandungen der feinen Nutritionsgefässe durchwanderten und so auch mykotische Capillarembolien bedingten. Die eingedrungenen Kokken haben sich offenbar in den Lymphspalten rasch vermehrt und durch ihre mächtige Entwicklung ganze Strecken des Optikus zur Nekrose geführt. Der Umstand, dass ältere mit frischeren Erweichungsherden je nach dem Sehnervenabschnitte wechseln, beweist aber auch, dass die Nekrose eine progrediente gewesen sein muss. Es ist ja eine bekannte Eigentümlichkeit der Streptokokken, nach kurzer Incubation rasch das Gewebe zu mortifizieren; um dann selbst ebenso rasch abzusterben, freilich ohne nicht vorher durch neugebildete Kokken das Nachbargewebe infiziert zu haben. Bei der Kurzlebigkeit der Streptokokken kann es darum durchaus nichts Auffallendes haben, dass nach 4 monatlichem Bestände der ganzen Krankheit Kokken im ab- gestorbenen Sehnervengewebe nicht mehr nachweisbar waren. Sie hatten ihre Arbeit ja längst gethan. Die bakterielle Pathologie wird jedenfalls viel mehr für diese Auffassung sprechen als für die Annahme, dass die faktisch allerdings allein noch nachweisbaren, aber in sehr spärlicher Zahl vorhandenen Bacillen, deren Symbiose mit den Streptokokken wohl bekannt, deren Pathogenität aber äusserst zweifelhaft ist, die Infektion des Sehnervs hervorgerufen hätten. Die Anwesenheit der mit den Löff- lerschen Bacillen morphologisch identischen Stäbchen dürfte aber doch mit ein Beweis sein, dass vor oder neben ihnen ungleich gefährlichere Feinde gehaust haben müssen, auf deren Brandstätten sie nun schmarotzen. Wenn nun auch der direkte Nachweis von Streptokokken als Ur- sache der Optikusnekrose nicht mehr möglich war, so dürfte doch ein