Orbitalphlegmone und Sehnervenatrophie / von J. Öller.

  • Öller, J.
Date:
1901
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Credit: Orbitalphlegmone und Sehnervenatrophie / von J. Öller. Source: Wellcome Collection.

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    temporalen Partien eines Sehnerven Querschnittes nur ganz verschwindend wenige Nervenfasern mehr vorhanden sind, während in den nasalen Par- tien noch viel mehr Nervenfasern, wenn auch bedeutend geschrumpft, -nachzuweisen sind. Hätte man also zu ophthalmoskopieren Gelegenheit gehabt, so würde man sicher nur eine einfache Sehnervenatrophie, viel- leicht ausgesprochener in der temporalen Hälfte, haben konstatieren können — aber ohne irgendwelche besondere Veränderungen an den Gefässwandungen von einer Verschmälerung des Lumens allenfalls abge- sehen. Wenn nun auch die akute Erweichung als Ursache aller im Optikus gefundenen pathologischen Veränderungen anzusehen ist, so drängt sich doch sofort die weitere Frage nach der letzten Ursache derselben auf. Bei dem gänzlichen Mangel jeglichen Anhaltspunktes für eine embolische oder hämorrhagische Erweichung zwingt sich angesichts des sicheren Nachweises von Bacillen die mykotische Natur des Gewebszerfalles auf. Dürfen die beschriebenen Bacillen aber selbst als die Erreger der Nekrose angesehen werden? Sind sie nicht möglicherweise bloss Schma- rotzer, die in das bereits abgestorbene Gewebe eingedrungen sind? Ihrem ausschliesslich morphologischen Verhalten nach könnten die ge- fundenen Bacillen ja sehr wohl mit den Löfflerschen Diphtheriebacillen identifiziert werden. Bei der hohen Virulenz dieser Mikroben liesse sich ja sehr wohl der akute Gewebszerfall erklären, wenn nicht auch gerade im Bindehautsack des Menschen so häufig die morphologisch den Diph- theriebacillen so nahestehenden Xerosebacillen vorkämen, über deren Giftigkeitsdignität die Anschauungen aber noch weit auseinandergehen. Da eine ausschliesslich anatomische Untersuchung über die Identität beider Bacillenarten keine Beweiskraft besitzen kann, muss ich mich mit der Konstatierung der Thatsache begnügen, dass ich am Rande nekro- tischer Herde im Optikus den Löfflerschen Diphtheriebacillen gleiche Stäbchen gefunden hatte. Der Befund muss aber immerhin als ein sehr auffallender bezeichnet werden, da meines Wissens im Sehnerv noch nie- mals ähnliche Stäbchen konstatiert wurden, obwohl sie schon bei den verschiedensten Prozessen nachgewiesen wurden.1) Um die anatomischen Veränderungen im Sehnerv zu erklären, sind wir übrigens auf das Vorhandensein dieser Bacillen durchaus nicht angewiesen. 1) Schanz, Über die Pathogenität der Löfflerschen Diphtheriebacillen. Deutsche mediz. Wochenschrift 1898 Nr. 33.