Physiologie des Menschen und der Säugethiere : Lehrbuch für Studirende und Aerzte / von Immanuel Munk.

Date:
1892
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Credit: Physiologie des Menschen und der Säugethiere : Lehrbuch für Studirende und Aerzte / von Immanuel Munk. Source: Wellcome Collection.

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    Blutplasma hat eine alkalische Reaction und ein specifisches Gewicht von 1,027. Untersucht man die rothe undurchsichtige, auf dem Boden ruhende Schicht unter dem Mikroskop, so sieht man, dass sie aus dicht ge- drängten grünlich gelben rundlichen Gebilden besteht, die in Hauten aneinander liegen und rothe Blutkörperchen heissen, der „Blut- körperchenbrei“; in der schmalen, grauen, undurchsichtigen Schicht, unmittelbar an der Grenze des Plasma finden sich, wie kurz vorweg genommen werden mag, die weissen oder farblosen Blutzellen; mit beiden Arten von Blutkörperchen werden wir uns noch ausführlicher zu beschäftigen haben. Aus dem eben angestellten Versuch ist zu schliessen, dass das Blut aus einem klaren gelblichen Plasma besteht, in welchem reichlich rothe und spärlicher farblose Blutkörperchen aufgeschwemmt, suspendirt sind. Gelingt es, wie beim Pferdeblut, die Gerinnung durch Kälte fern zu halten oder wenigstens zeitlich hinaus- zuschieben, so senken sich die dichteren Blutkörperchen zu Boden, es trennt sich das klare gelbe Plasma von den darin aufgeschwemmten Blutkörperchen. Plasma ist also Blut ohne Blutkörperchen. Nimmt man einen Theil des Plasma aus der Kältemischung heraus und lässt ihn bei Zimmertemperatur in einem Reageusglase stehen, so beobachtet man schon nach kurzer Zeit eine schwerere Beweglichkeit, eine leicht gallertige Beschaffenheit desselben, schliess- lich kann man das Reagensglas umkehren, ohne dass der Inhalt herausläuft oder herausfällt. Also gerinnt das Plasma und zwar um so schneller, je höher die Umgebungstemperatur ist. Ueberlässt man die gallertige Masse sich selbst, so sieht man nach Verlauf einiger Zeit auch hier feine gelbliche Tropfen zuerst auf die Oberfläche aus- gestossen werden, diese nehmen an Menge zu, dabei löst sich die Gallerte von der Wand ab, und schliesslich schwimmt ein weisses zartes fadiges Gerinnsel in der gelben Flüssigkeit, welche nichts an- deres als Blutserum ist. Das Plasma besteht also aus dem Blutserum und einem flüssigen, aber gerinnbaren Körper, den man wegen seiner im geronnenen Zustande faserigen Beschaffenheit Blutfaserstoff oder Fibrin nennt. Blutserum ist mithin Blutplasma minus Fibrin. Im langsam gerinnenden Blut, z. B im Pferdeblut, spielt sich der Gerinnungsvorgang bei gewöhnlicher Umgebungstemperatur anders ab, als bei 0°; hier haben die Blutkörperchen Zeit, sich aus den obersten Schichten zu senken, so dass die Trennung in Plasma und morphotische Elemente, Iheilweise wenigstens, erfolgen kann. Tritt dann die Gerinnung ein, so ist der oberste verjüngte Theil des kegelförmigen Blutkuchens von rothen Blutkörperchen fast frei und sieht daher mehr oder weniger farblos oder grau aus, und diesen obersten grauen Theil des Blutkuchens nannten die alten Aerzte Speck haut, Crusta phlogistica oder iuflammatoria, weil sie dieselbe Erscheinung häulig auf dem langsam gerinnenden Aderlassblut von an Entzündungskrankheiten leidenden Menschen sahen, während sie die- selbe beim schneller gerinnenden Blute gesunder Individuen ver-