Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Darmes / von Hermann Nothnagel.

  • Nothnagel, Hermann, 1841-1905.
Date:
1884
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Credit: Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Darmes / von Hermann Nothnagel. Source: Wellcome Collection.

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    e) Wenn in einem beliebigen schlaff gefüllten Dünndarmab- schnitt eine Inhaltssäule langsam sich vorbewegt hat, so tritt eine Ruhepause ein, von längerer oder kürzerer Dauer, bis zu einer Stunde selbst. Die sorgfältigste Betrachtung lässt gar keinen Grund erkennen, aus welchem dieser Stillstand erfolgt. Aeusser- lich bleibt diese Darmstrecke unverändert, cs erfolgt keine stärkere Ausdehnung durch Gas oder dergleichen. Dann beginnt in der- selben Weise, d. h. ohne sichtbare Veranlassung wieder die Be- wegung, welche den Inhalt weiter abwärts schiebt. — In der Ab- handlung No. 2 habe ich geschildert, wie auch in solchen Darm- schlingen, welche von einer gewissen Gasmenge ausgedehnt und von einer stürmischen peristaltischen Welle durcheilt werden, die Roll- bewegung wie mit einem Ruck plötzlich zum Stillstand kommen kann. Auch hier tritt dann trotz der Fortdauer derselben Be- dingungen seitens des Darminhaltes und trotz der Spannung der Darmwand eine Ruhepause ein, bis auch hier wieder nach einiger Zeit, ebenfalls wieder ohne erkennbare äussere Veranlassung die Bewegung von neuem beginnt. Ist bei der Entstehung der normalen Peristaltik das Nervensystem betheiligt? Bis vor kurzem schien kein Zweifel darüber möglich, dass bei der Entstehung der normalen Peristaltik Erregungsvorgänge in nervösen Apparaten insbesondere in den Darmwandganglienzellen in Betracht kommen, ln neuerer Zeit jedoch hat Engelmann3 auf Grund seiner am Ureter gewonnenen Erfahrungen sich dahin ausgesprochen, dass die Entstehung auch der Darmperistaltik zu- rückzuführen sei auf einen blos von Muskelzelle zu Muskelzelle, ohne Dazwischentreten nervöser Einflüsse sich fortpflanzenden Er- regungsvorgang. Und S. Mayer4 schliesst sich dieser Anschauung insoweit an, als er die wichtige Rolle, welche man den Darmwand- ganglien zuzuschreiben pflegt, für vollständig unerwiesen erachtet, der glatten Muskelfaser mit peristaltischer Bewegung automatische Erregbarkeit zuschreibt, die reguläre Fortpflanzung der Erregung wesentlich auf Rechnung der Muskelsubstanz selbst setzt. Da demnach eine von der bisherigen durchaus abweichende Ansicht von namhaften Forschern vertreten wird, dürfte es nicht ganz überflüssig sein, auf den Gegenstand ein wenig einzugehen.