Ueber Trachom / von E. Raehlmann.

  • Raehlmann, E. (Eduard), 1848-
Date:
[1885]
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Credit: Ueber Trachom / von E. Raehlmann. Source: Wellcome Collection.

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    2132 E. Raehlmann. £4 Symptom der Krankheit auf, und von diesem Symptom erhielt seit Mackenzie die ganze Affection den Namen Conjunctivitis granulosa. Die Rauhigkeiten der Schleimhaut, jener Etat granuleux war indess als klinisches Symptom der Augenentzündung damit keineswegs neu entdeckt, sondern ist schon den alten Aerzten des vorigen Jahrhunderts wohlbekannt gewesen. Unter dem Namen: Augenliderrauhigkeit, Trachitis, Trachoma, Palpebra ficosa findet sich dieser Zustand oft beschrieben (Bartisch von Königsbrück, Beer und viele Andere). Es ist demnach unzweifelhaft, dass dieser Zustand der Schleimhaut, von Beer in charakteristischer Weise mit dem Aussehen einer frischen aufgeschnittenen Feige ver- glichen, von Alters her in Europa sporadisch vorgekommen ist. Trotzdem ist es doch eine nicht zu bestreitende Thatsache, dass seit der ägypti- schen Expedition Napoleons die Krankheit sich seuchenartig über Europa verbreitet hat. Da aus den Schilderungen Larrep's, Mackenzie's und Anderer hervorgeht, dass die Soldaten zuerst in Aegypten, wo Ophthalmien, insbesondere auch Trachom (Prosper Alpinus 1616;, von Alters hervorgekommen sind, massenhaft erkrankten und die Keime der Erkrankung später nach Europa verschleppten, so haben wir unzweifelhaft die Ver- heerungen, welche die Krankheit später in Europa anrichtete, und die Propagation des chronisch trachomatösen Zustandes, der aus der Epidemie als endemische Entzündung zurückblieb, dem ägyptischen Feldzuge zu verdanken. Seit den fünfziger Jahren existiren also vornehmlich zwei bis heute gebräuchlich gebliebene Benennungen als Synonyma für die uns beschäf- tigende Krankheit, der Name Conjunctivitis granulosa oder einfach Gra- nulationen und Trachom. Am meisten wurde in der Neuzeit wohl der letztere von der Prager Schule wieder adoptirte Name, welcher, wie oben erwähnt, bei den alten Aerzten ausschliesslich eine rauhe Beschaffenheit der Schleimhaut be- deutet, zur Bezeichnung der Krankheit verwendet. Die Verwirrung der Begriffe stieg noch mehr, als man versuchte, auf Grund einer Verschiedenheit der charakteristischen Rauhigkeiten verschiedene Formen von Trachom zu unterscheiden. — Einmal fand man wohl organisirte breit aufsitzende Gebilde (gra- nulations sarcomateuses) (Gonzee), grauulations demi-spheriques, de couleur rose, iso- lees, souvent grosses, comme une tete d'epingle, et separees par des sillons, qui laissent apercevoir la membrane muqueuse (Florio). Ein anderes Mal kleine papillenähnliche Erhebungen, welche der Schleimhaut ein sammetartiges Aussehen verliehen (Florio 1. c.) oder grössere unregelmässige Wulstungen und Excrescenzen Bisweilen auch fand man alle Granulationsarten neben einander (Eble). Auf Grund solcher Befunde unterschied später Stellwag ein körniges, papilläres und ein gemischtes Trachom. Der Begriff der Granulationen ist also seither durchaus kein einheit- licher gewesen, zumal viele der Autoren unter diesem Namen alle Un- ebenheiten der Conjunctiva zusammenfassten, andere ganz bestimmte Ge- bilde ausschliesslich mit diesem Namen belegten. Es lässt sich aber mit absoluter Sicherheit nachweisen, dass die sämtlichen, unter den angeführten Bezeichnungen seither bekannten Krankheiten, welche das gemeinsame Symptom der sogenannten Granu- lationen zeigen, in zwei grosse Gruppen zerfallen, welche gänzlich ver- schiedene, absolut von einander zu trennende Krankheitsformen vor-