Psychologische Studien / herausgegeben von Wilhelm Wundt.

Date:: 1912

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Credit: Psychologische Studien / herausgegeben von Wilhelm Wundt. Source: Wellcome Collection.

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jektive Reizfolge und seiner Wirkung auf die Auffassung und Gefühls- betonung der rhythmischen Schallformen. Die Art dieser Einwirkung sei an einem Beispiel erläutert. Die rhythmische Schallfolge - ^, die im Versrhythmus Trochäus genannt wird, besitzt bei einer mitt- leren Länge des Intervalls bei fast allen Beobachtern den Charakter eines mäßig angenehmen, öfters etwas anregenden Gefühls, das aber selten sich beträchtlich über die Indififerenzzone erhebt. Dieses Gefühl kann man indessen durch Einführung* besonderer Auffassungsbedin- gungen des Reizes ganz erheblich steigern, indem man der Folge von Trochäen irgendeinen kontrastierenden oder Mißfallen erregenden Schallrhythmus, z. B. ^- oder unmittelbar vorangehen läßt; läßt man ihm wiederum einen Rhythmus vorangehen, der großes Gefallen erregt, so erscheint die unter gewöhnlichen Perzeptions- bedingungen angenehme oder indifferente Form ausgesprochen un- angenehm. Ich habe mich hier auf die Durchführung des Vergleichs lediglich für die Lust-Unlustrichtung beschränkt, indessen auch die übrigen Dimensionen folgen, soweit sie überhaupt zu den dominie- renden Konstituenten einer rhythmischen Schallform gehören, diesem allgemeinen Gesetz. Wir sehen also, daß dieselbe rhythmische Schall- form je nach ihren Perzeptionsbedingungen eine verschiedene Gefühls- betonung haben kann. Eine solche Änderung wird nicht bloß durch eine künstliche Beeinflussung des Reizes herbeigeführt, sondern stellt sich oft spontan ohne jede objektive Variation desselben ein. Gerade diese Tatsache beweist, daß die Quelle des Gefühlswechsels nicht in dem unveränderlichen Empfindungssubstrat, sondern in seiner psychi- schen Verarbeitung zu suchen ist. Die veränderten Bedingungen der Auffassung, wie sie z. B. der Kontrast mit sich bringt, sind wahr- scheinlich nicht physischer, sondern rein psychischer Natur; sie sind der Ausdruck der relativen Unbeständigkeit aller psychischen Zu- stände und geben sich kund in einer Veränderung der Gefühlsresul- tanten, die stets der jeweiligen Konstellation des ganzen psychischen Geschehens, der gesamten Lage des Bewußtseins, entspricht. Frei- lich sind wir nur zu leicht geneigt, die die Gefühlsseite treffende Veränderung auch auf die entsprechenden Empfindungskomplexe zu übertragen und diesen wegen der biologischen Prävalenz der Empfin- dung vor dem Gefühl auch die Priorität in der Entstehung zuzu- erkennen. Indessen, eine solche Auffassung beruht auf einer bei der