Psychiatrie für Ärzte und Studirende / bearbeitet von Th. Ziehen.

  • Ziehen, Th. (Theodor), 1862-1950.
Date:
1894
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Credit: Psychiatrie für Ärzte und Studirende / bearbeitet von Th. Ziehen. Source: Wellcome Collection.

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    wiclitig ist, dass das Fehlen der Kuiepliäiiomene bei Dementia paralytica nicht stets, aber doch häufig auf die CompHcation mit einer typischen Tabes zurückzuführen ist. Der unter 1 und der unter 2 angeführte Fall decken sich iilso theilweise. Auch bei Syphilis des Centralnervensystems beobachtet man zuweilen Fehlen der Kniephänomene (mitunter zugleich mit ein- oder doppelseitiger Lichtstarre der Pupillen). Insbesondere kommt hier auch der angeborene Schwachsinn bei hereditär-syphilitischen Kindern in Betracht. Vorübergehendes Fehlen der Kniephänomene kommt in tiefem Coma vor, so z. B. auch, wenn auch selten, im epileptischen Coma. Auch bei schweren Collapszuständen, mit und ohne Coma, gehen die Kniephä- .nomene zuweilen verloren. Namentlich gilt dies von den Collapszuständen, welche man bei den schwersten Formen des in Irrenanstalten recht häufigen acuten Darmkatarrhs beobachtet. Unter 8 Fällen solchen Darmkatarrhs, welche das Westphal'sche Zeichen, d, h. Aufhebung der Kniephänomene zeigten, endeten 7 tödtlich. Dass gerade bei Geisteskranken die Prüfung des Kniephänomens besondere Vorsicht erheischt, ist selbstverständlich. In vielen Fällen hat man mit mangelhafter Erschlaffung der Beinmuskeln, welche bekannt- lich zum Erzielen des Phänomens unerlässlich ist, zu kämpfen. Der Jendrassik'sche Kunstgrifii' (Ballen der Fäuste) oder auch der Schreiber'sche (Reibung der Innenfläche der Oberschenkel) sind sehr häufig erforderlich, um das Kniephänomen zu erzielen. Sehr empfehlenswerth ist gerade bei Geisteskranken auch eine von Buzzard empfohlene Methode: man lässt den Kranken sitzend die Fusä spitze des Beins, welches man prüfen will, fest auf den Boden aufdrücken und beklopft die Quadricepssehne während dieses Aufstemmens der Fussspitze, Doppelseitige Steigerung der Kniephänomene hat für die ps}--- chiatrische Diagnose keine Bedeutung, einseitige wie überhaupt jede halbseitige Differenz der Kniephänomene ist am häufigsten auf eine Herderkrankung im Verlauf der Pyramidenbahn (z. B, auf eine voraus- gegangene Hämorrhagie im Bereich der inneren Kapsel) oder auf De- mentia paralytica oder Dementia senilis zu beziehen. Fehlen der Achillessehnenphänomene hat dieselbe schwer- wiegende Bedeutung wie das Fehlen der Kniephänomene. Nur bei Frauen, die geboren haben, beobachtet man gelegentlich Fehlen der Achillessehnenphänomene, ohne dass eine der oben angeführten Krank- heiten und auch ohne dass Syphilis vorliegt. Die Steigerung der Achilles- sehnenphänomene gewinnt nur dann einige Bedeutung, wenn zugleich Fussklonus zu erzielen ist. Dieser kommt namentlich vor bei: 1. Dementia paralytica; 2. Dementia senilis;