Ueber die Therapie der Conjunctivitis granulosa : mit besonderer Berücksichtigung der in den Provinzen Ost- und Westpreussen herrschenden Krankheitsformen / von Hermann Kuhnt.

  • Kuhnt, Hermann.
Date:
1897
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Credit: Ueber die Therapie der Conjunctivitis granulosa : mit besonderer Berücksichtigung der in den Provinzen Ost- und Westpreussen herrschenden Krankheitsformen / von Hermann Kuhnt. Source: Wellcome Collection.

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    wechselt bei dem einzelnen unter Umständen wieder, wie gesagt, auf beiden Seiten. Seine Kraft äussert sich den eindringenden Erregern gegenüber am wirksamsten, wenn die Bindehaut an sich gesund und glatt ist, er besteht nur in vermindertem Masse oder gar nicht, wenn die Schleimhaut secerniert und hierdurch die keimtötende Eigenschaft der Thränen herabsetzt, oder wenn die Schleimhaut uneben wird und so den Erregern einen sicheren Unterschlupf gewährt. Neben der Vorsicht und Reinlichkeit muss demnach noch gefordert werden, dass die Bevölkerung in durchseuchten Gegen- den jedem selbst einfachen Bindehautleiden sogleich Be- achtung schenkt und es beseitigen lässt. Eine zweite Entstehungsursache des Trachoms ist meines Erach- tens durch bestimmte tellurische Verhältnisse gegeben. Man weiss seit langen Zeiten, dass manche Gregenden so gut wie ganz frei, andere überaus durchseucht von Granulöse sind. Die Flussdelten, z. B. des Nils, Amazonenstromes, Missisippi, Rheins etc., manche Tiefebenen, z. B. die deutsch-baltische, zumal wenn dieselben mit vielen stehenden Ge- wässern versehen sind, bilden die grossen Herde, welche schier unver- sieglich scheinen. Es ist nicht anzunehmen, dass das Zusammenleben, die Unreinlichkeit und Armut der niederen Schichten sich in diesen Gegen- den, so wesentlich von denjenigen in höher gelegenen Landstrichen unterscheiden, dass damit die enorme Häufigkeit auf der einen, das fast völlige Pehlen der Granulöse auf der anderen in befriedigender Weise erklärt werden könnte. Vielmehr drängt sich mit einer ge- wissen Gewalt die Vermutung auf, dass der Grund und Boden die er- regenden Momente in sich berge, welche demnach in der einen Gegend die Bewohner stets und ständig bedrohen und bei jeder verminderten Resistenz des Individuums im ganzen oder der Bindehaut (infolge anderweitiger Erkrankung) im besonderen die Erzeugung der Granulöse bedingen können. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit lenkt sich ohne weiteres der Verdacht wieder auf die Beschaffenheit des Wassers. Es erscheint naheliegend, das erregende Moment als an das letztere gebunden zu erachten. Hierfür spricht die Beobachtung, dass das epidemische Auftreten in der Form frischer secernierender Krankheits- formen, wie wir solche in einzelnen Gegenden der Provinz beobachten konnten, immer in der wärmeren Jahreszeit erfolgte, wo das Grund- wasser fällt, die Tümpel austrocknen und die ackerbautreibende Be- völkerung den ganzen Tag hindurch auf dem Felde weilt. Der so überaus häufige schleimig-eitrige Nasenfluss, der gleichzeitig besteht, zeitigt die weitere Vermutung, dass sich die durch den Wind, Staub etc. zugeführten Erreger nicht nur in der Bindehaut, sondern auch in der Schleimhaut der Nase ansiedeln und reaktive Entzündungen ver- anlassen können. So erklärt sich ungezwungen die besondere Schwere der Erkrank- I