Ueber die Therapie der Conjunctivitis granulosa : mit besonderer Berücksichtigung der in den Provinzen Ost- und Westpreussen herrschenden Krankheitsformen / von Hermann Kuhnt.

  • Kuhnt, Hermann.
Date:
1897
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Credit: Ueber die Therapie der Conjunctivitis granulosa : mit besonderer Berücksichtigung der in den Provinzen Ost- und Westpreussen herrschenden Krankheitsformen / von Hermann Kuhnt. Source: Wellcome Collection.

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    schon eine Uebergangsform zum Trachom darstellen, so würde sich unser Prozentsatz um etwa die Hälfte erhöhen. Nach den Eindrücken, welche ich auf meinen verschiedenen Granulöse - Reisen in der Provinz gewann, dürfte es innerhalb der verseuchten Kreise zumal Litauens und Masurens keine einzige Schule, nicht einmal eine Klasse geben, die ganz und gar vom Trachom frei ist. Selbst für die Volksschulen und auch für die meisten Bürger- schulen Königsbergs trifft, wie wir sehen, diese Behauptung zu. Auf/ Grund jahrelanger di es b ezügl i ch e r B e t rächt ung en und nach vielfacher Rücksprache mit beschäftigten Kolh legen schätze ich die Gesamtzahl der in der Provinz Os|- preussen allein vorhandenen granulosekranken Indivi- duen auf mindestens 7500 0. Wahrscheinlich ist dieselbe aber noch höher. Es würde dies, auf die Gesamtbevölkerung bezogen, etwa einen Prozentsatz von 3,7 ergeben. Die Richtigkeit meines oben ge- machten Ausspruches, dass die Seuche bereits eine Landeskalamitat darstelle, dürfte hiermit ohne weiteres in die Augen springen. Der früher als Dogma hingestellte Satz, wonach die Granulöse nur oder fast nur eine Erkrankung der niederen Stände repräsentiere und vorwiegend durch Unreinlichkeit und enges Zusammenleben entstehe resp. sich ausbreite, trifft für unsere Verhältnisse schon längst nicht mehr zu. Allein durch den täglichen Verkehr müssen massenhafte An- steckungen in die besseren Kreise hineingetragen werden. Thatsäch- lich ist denn keine Gesellschaftsklasse mehr in unserer Provinz von der Seuche völlig frei. DieUebertragungdesKontagiumsgeschiehtin erster Linie durch das Sekret kranker Bindehänte. Demnach wer- den die Gebote äusserster Sauberkeit nicht nur hinsichtlich der Woh- nungen im allgemeinen, sondern auch hinsichtlich der einzelnen Indi- viduen zu beobachten sein. Insbesondere bleibt zu fordern, dass jede Person eigene Waschgelegenheiten und ausschliesslich eigene Handtücher benutze. Ferner ist einzuschärfen, dass sich niemand unnötig mit den Händen an den Augen herumreibe. Denn dadurch dürfte besonders häufig der Transport des Kontagiums erfolgen. Ist es doch selbstver- ständlich, dass der Kranke, schon um deutlicher zu sehen, mit den Fingern an seinen Augen wischt und diese mit dem Bindehautsekrete im Laufe des Tages immer und immer wieder besudelt. Nur die wenig- sten werden sich nach jeder derartigen Verunreinigung sogleich die Hände mit Seife und Bürste sorgfältig reinigen. Gewöhnlich wird vielmehr das Sekret von den Fingern auf alle möglichen. Gegen- stände übertragen. Hier kann es von anderen Individuen aufge- nommen und zufällig in den Bindehautsack gebracht werden. Aus