Ueber Operationen zur Heilung der angeborenen Harnblasen- und Harnröhrenspalte / von F. Trendelenburg.

  • Trendelenburg, Friedrich, 1844-1924.
Date:
[between 1890 and 1899]
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Credit: Ueber Operationen zur Heilung der angeborenen Harnblasen- und Harnröhrenspalte / von F. Trendelenburg. Source: Wellcome Collection.

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    trotz ergiebiger bis auf das Peritoneum eindringender Entspannungs- schnitte eine Vereinigung der Ränder ohne Spannung und also auch eine Verheilung der Ränder nicht erzielen können. Nur bei einem jungen Mann mit unvollständiger schmaler nicht bis zum Nabel reichender Blasenspalte gelang es mir durch Ablösung der Blase von den Spalträndern und directe Vereinigung den Verschluss zu erreichen1). Sollte die Ablösung der Weichtheile von dem knöchernen Gerüst aber vermieden werden, so blieb nichts übrig, als letzteres selbst in Angriff zu nehmen und die Beckenhällten mitsammt den Weichtheilen gegeneinander zu führen. Die von Dem me versuchte Methode, die Beckenhälften durch den Druck eines Bruchbandartigen Compressorium allmälig gegen- einander zu bringen, schien mir keine Aussicht auf Erfolg zu bieten. Allerdings sind die Form-Veränderungen, welche ein stetig wirkender Druck an den wachsenden Knochen hervorrufen kann, sehr bedeutende; man braucht nur an die Behandlung des Klump- fusses mit Gypsverbänden, an die chinesischen Damenfüsse, an den Flachkopf der Indianer, an die Form Veränderungen des Unter- kiefers bei Macroglossie zu erinnern. Aber ein solcher Erfolg kann nur erwartet werden, wenn der Druck sehr lange Zeit hindurch gleichmässig wirkt und die Kraft sehr günstige Angriffspunkte findet. Betrachtet man die Abbildung des Demme’schen Com- pressoriums bei Mörgelin, so gewinnt man den Eindruck, dass die Pelotten desselben einen seitlich wirkenden kräftigen Druck auf die Schambeine überhaupt nicht ausgeübt haben können; sie werden die Weichtheile wohl nach der Mitte zu, aber die Scham- beine im Wesentlichen nur nach hinten gedrängt haben. Die Vorschläge von Passavant sind erst nach meinen ersten Versuchen bekannt gemacht worden. Bis heute fehlt es an Be- richten über bestimmte Fälle, in denen das Compressionsverfahren von Passavant zur Anwendung gekommen ist und zum Ziele ge- führt hat. Wollte man die Schambeine auf operativem Wege mobil machen, so konnte man entweder die Schambeinäste durchtrennen, *) vgl. die Operationsfälle von Czerny, (1884u. 1889) bei G. B. Schmidt, Beiträge zur klin. Chir. von Bruns, und von Hoeftmann (1890), v. Langen - beck’s Archiv XLIT. 3. Schlange, Yerh. d. D. Ges. f. Chir. XX. I. 172.