Klinische Untersuchungen über das Verhalten des Blutes bei acuten Infectionskrankheiten / von Wilhelm Turk.

Date:
1898
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Klinische Untersuchungen über das Verhalten des Blutes bei acuten Infectionskrankheiten / von Wilhelm Turk. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    347/366 (page 335)
    Schwieriger gestalten sich diese Zählungen schon, wenn man nicht eine Generation von Parasiten, sondern deren zwei nebeneinander vor sich hat, wenn es sich also z. B. um eine Tertiana duplicata handelt. In solchen Fällen wird es oft genug schwer sein, die gesamnite Plasmodienzahl zu bestimmen, weil von den unreifen, kleinen Formen sich oftmals viele der Beobachtung entziehen werden; möglich ist es aber doch in solchen Fällen, wo z. B. der eine Anfall Morgens auftritt, der nächste aber erst etwa um die Mittagszeit des nächsten Tages. Wenn man dann kurz vor diesem Anfalle zählt, ist es thatsächlich möglich, die gesammte Piasmodienmenge zu bestimmen, und wenn man später, nach diesem Anfalle, die Zahl nochmals controlirt, ist man auch im Stande, festzustellen, wie viele Plasmodien bei diesem Anfalle in Sporulation übergegangen sind, ein wie grosser Theil der Gesammtplasmodienzahl also jeder einzelnen Anfallsreihe entspricht. Es mag eine solche Beschäftigung vielleicht als nutzlos oder gar als eine klinische Spielerei erscheinen; aber so ganz sinnlos ist sie doch gewiss nicht, wenn es mir gleich selbst nicht im entferntesten beifällt, ihr etwa einen grossen wissenschaftlichen Werth beizumessen. Interessant sind die so erhobenen Befunde jedenfalls, und sie sind auch im Stande, uns in manches Detail des einzelnen Falles einen tieferen Einblick zu gewähren. Wie sehr die Reichlichkeit der Plasmodien im Blute bei verschiedenen Intermittensfällen wechselt, ist gewiss schon jedem Beobachter aufgefallen. Ich kann nun hiefür drastische Belege mit Zahlen beibringen. — Während bei Fall 1 die höchste Plasmodienzahl 6700 im Cubikmillimeter Blut beträgt, erreicht sie in Fall 2 die Höhe von 16800, in Fall 3 dagegen nicht mehr als 3300. Bei einem seither beobachteten leichten Falle von Tertiana betrug die Plasmodienzahl kaum 1000; bei dem eben zuvor erwähnten Recidive über 4000. Die als 4. Fall angefügte irreguläre Malariaform aber weist gar nur 640 Plasmodien im Cubikmillimeter auf, dafür aber sind das stationäre Formen, fast ausschliesslich typische Halbmonde, welche die Hartnäckigkeit der Er- krankung genugsam erklären. — Bei den typischen regulären Formen wird sich aus der Grösse der Gesammtplasmodienzahl auch ein annähernder Schluss auf die Grösse der dem Organismus durch die Plasmodien zugefügten Schädigung ziehen lassen — in erster Linie also auf die Grösse der Zerstörung rother Blutzellen. Es ist wohl sicher, dass bei der Malaria nicht nur soviel rothe Blutkörperchen zer- stört werden, als die Plasmodien zum Zwecke ihrer Ernährung und Ent- wicklung selbst verzehren, sondern dass bei der Ueberschwemmung des Orga- nismus mit Toxinen auch durch diese ein grosser Theil des Zerstörungs- werkes, wahrscheinlich der weitaus grössere, geleistet wird. Bei Vorhandensein von zahlreichen Plasmodien wird also nicht nur eine grössere Anzahl von Erythrocyten direct durch die Parasiten aufgefressen, sondern es werden auch mehr Toxine erzeugt und daher auch auf diesem Wege mehr Ervthrocyten zerstört werden müssen. - Die Zahl der Plasmodien wird uns also unter