Klinische Untersuchungen über das Verhalten des Blutes bei acuten Infectionskrankheiten / von Wilhelm Turk.

Date:
1898
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Credit: Klinische Untersuchungen über das Verhalten des Blutes bei acuten Infectionskrankheiten / von Wilhelm Turk. Source: Wellcome Collection.

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    Erster Theil. Methoden eine so grosse Summe von Zeit und - auch eine so grosse Menge von Blut erfordert, dass an eine Verwendung einer solchen zu diagnostischen Zwecken unter gewöhnlichem Verhältnissen gar nicht zu denken Ist Die chemischen Untersuchungen, welche ja in neuester Zeil wieder mit besonderem Eifer betrieben werden, möchte ich von vorneherein ausschalten - Zum ersten braucht man hiezu eben grössere Quantitäten von Blut, die man sich nur durch Aderlass oder Venenpunction verschaffen kann - Proceduren die in den meisten Füllen wenn nicht unmöglich, so doch mit grossen Schwierigkeiten verbunden sind, und vor denen man vielfach aus reiner Menschlichkeit zurückschreckt. Ferner sind die Methoden für eine praktische Verwerthung viel zu complicirt und langwierig und auch noch lange nicht alle m Bezug auf ihre Verwerthbarkeit anerkannt; und endlich sind die Ee- sultate dieser Untersuchungen dermalen noch soviel umstritten und so wider- sprechend, dass von einer praktischen Verwerthung der chemischen Blut- analyse vorläufig noch kaum gesprochen werden kann. Es ist dies ein Gebiet, das wir getrost als der Zukunft angehörig bezeichnen können — und auch die Zukunft wird, glaube ich, zwar manches Interessante und Aufklärendr. aber wenig praktisch Verwertbares aus diesen Untersuchungen entnehmen können. Nicht viel besser steht es mit den physikalischen Untersuchungsmetho- den, von denen für klinische Zwecke wohl nur die Bestimmung der Blut- dichte ernstlich in Betracht kommt. Und auch diese Methode hat, glaube ich, für die Diagnostik der Infectionskrankheiten gar keinen Zweck, da man aus ihr, wenigstens nach meinen Erfahrungen, nichts entnehmen kann, was man nicht in den Kesultaten anderer Untersuchungen mit grösserer Exactheit ausgedrückt fände. Es bleibt also nur die Untersuchung der Formelemente des Blutes, von der man eine praktisch-klinische Verwerthung für Zwecke der Diagnose und Prognose erwarten kann; und zu einer solchen Untersuchung gehören nach meinem Dafürhalten: Die Beurtheilung der Leukocyten bezüglich Zahl und Art, die Untersuchung der Erythrocyten auf Zahl, Farbstoffgehalt und Form- oder Structurveränderungen, die Beobachtung der Zahl der Blutplättchen und der Menge des sich bildenden Fibrins. Aus diesen Einzeluntersuchungen soll sich also eine klinische Blut- untersuchung zusammensetzen und nach nieinem vorhin geltend gemachten Grundsatze sollen alle diese Theiluntersuchungen an demselben Individuum gleichzeitig vorgenommen werden. Man sieht, dass noch immer ein grosses Stück Arbeit gefordert wird, und wenn man jede der Untersuchungen in gleich detaillirter Weise vornehmen wollte, so würde auch diese Forderung kaum zu erfüllen sein. Aber man kann sich sehr wohl helfen. Man kann alle diese Punkte berücksichtigen, aber man darf sie dabei nicht alle als gleichwertig ig, was sie auch nicht sind, sondern muss sie je nach Mass- gabe ihrer Werthigkeit in mehr oder minder eingehender Weise behandeln