Die Entzundung und die entzundliche Gewebebildung / [Ernst Ziegler].

  • Ziegler Ernst, 1849-1905.
Date:
[1889]
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Credit: Die Entzundung und die entzundliche Gewebebildung / [Ernst Ziegler]. Source: Wellcome Collection.

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    Die Entzündung erregende Schädlichkeit kann dabei zunächst nur die Gefässe treffen. Es geschieht dies dann, wenn dieselbe den Gefässen durch das Blut zugeführt wird. Das angrenzende Gewebe leidet erst secundär. In anderen Fällen trifft die Schädlichkeit gleichzeitig die Gefässe und das Gewebe; in einem dritten Falle findet zunächst nur eine Läsion der Gewebe statt, und die Alteration der Gefässwand tritt erst secun- där als eine Folge der Veränderung des umliegenden Gewebes ein. Selbstverständlich ist nicht immer nur das eine oder das andere der Fall, sondern es combiniren sich im Gegentheil Gefäss- und Gewebs- alteration in demselben Falle zu verschiedenen Zeiten in verschiedener Weise. Soll irgend ein Trauma eine Entzündung hervorrufen, so muss dasselbe auf der einen Seite eine gewisse In- und Extensität erreichen, auf der anderen Seite darf es aber auch nicht zu heftig wirken. So ruft z. B. eine ganz leichte Verletzung des Epithels der Hornhaut keine Entzündung hervor, sondern es wird der etwa entstandene Defect durch, regenerative Wucherung ersetzt. Auf der anderen Seite erzeugt ein intensiv wirkendes Aetzmittel, auf die Haut applicirt, an Stelle der stärksten Einwirkung keine Ent- zündung, sondern nur eine Gewebsnekrose und Stase. Die Entzündung wird in diesem Falle nur da hervorgerufen, wo das Aetzmittel nicht zur vollen Wirkung kam und daher die Gefässe nicht abtödtete, son- dern nur alterirte, d. h. chemisch veränderte. Dieses Beispiel zeigt zugleich auch, dass es keine Schädlichkeiten gibt, die als specifische Entzündungserreger angesehen werden dürfen. Zwischen einer Schäd- lichkeit, die zu gering ist, um die Gefässwände zu alteriren, und einer solchen, die sie heftig alterirt oder gar tödtet, bestehen nur graduelle Unterschiede. Die Wiederherstellung der alterirteii Grefässwände erfolgt durch die Heilkraft des Blutes selbst. Führt das Blut den erkrankten Gefässen nach Aufhören des verderblichen Ein- flusses auf die Gefässwände die zur Wiedergewinnung ihrer nor- malen Beschaffenheit nöthigen Substanzen zu, so findet auch eine Restitutio ad integrum statt. Damit hört die entzündliche Circulationsstörung und die Exsudatbildung auf, und es gelangt der Process zur Heilung. 3. Die Vorgänge an den Geweben. § 78. Eine entzündliche Gefässalteration ist nur in besonderen Fällen denkbar ohne eine vorübergehende oder gleichzeitige oder nach- folgende Gewelbsläsion. Eine von aussen wirkende Schädlichkeit wird, um eine Gefässalteration herbeiführen zu können, immer zunächst eine gewisse Zahl von Gewebszellen treffen. Nach dem, was in § 66 mit- getheilt ist, wird eine solche Schädlichkeit auf die Gew^ebszellen zu- nächst einen degenerirenden und desorganisirenden Ein- fluss ausüben. Ist der degenerirende Einfluss gering, so erholen sich die Zellen wieder, ist er stärker, so geht eine Zahl von Zellen zu Grunde. Trifft der Entzündungserreger zunächst nur die Gefässe, wird er also den Gefässen durch den Blutstrom zugeführt, so sind zwei Mög- lichkeiten denkbar. Ist die Schädlichkeit eine intensiv wirkende, so wird sie nothwendiger Weise nicht nur die Gefässwände, sondern auch.