Vorlesungen über Befruchtung und Ei-Bildung des Menschen und der Thiere, gehalten im Naturgeschichtlichen Museum zu Paris im Jahre 1836 / Deutsch bearbeitet unter der Redaktion des Dr. Friedrich J. Behrend.

  • Flourens, P. (Pierre), 1794-1867
Date:
1838
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Credit: Vorlesungen über Befruchtung und Ei-Bildung des Menschen und der Thiere, gehalten im Naturgeschichtlichen Museum zu Paris im Jahre 1836 / Deutsch bearbeitet unter der Redaktion des Dr. Friedrich J. Behrend. Source: Wellcome Collection.

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    I — 20 — Geschlechtsteile besitzen und die, um sich zu vermehren, Spros- sen an ihrer Körperoberfläche ausstossen, kann hier gar nicht die Rede sein. Die Aktion zweier getrennter Geschlechter, die sich, wie die beiden Theile eines einzigen Ganzen, innig vereinigen müs- sen, ist aber zu def Erzeugung eines neuen Individuums bei den Säugetieren, den Vögeln und Amphibien unter den Wirbeltie- ren, und bei den Gliedertieren und Mollusken unter den Wir- bellosen erforderlich. Die Geschlechtsorgane bestehn nämlich bei diesen Thierklassen, gerade so wie beim Menschen, aus zweier- lei gfessen Apparaten, einem männlichen und einem weiblichen, die verschiedenen, von einander getrennten Geschöpfen angehö- ren, von denen jedes seine eigne, unabhängige, individuelle Exi- stenz hat. In dem weiblichen Apparat erscheint, entwickelt sich und verweilt der Keim, der dann zu einer bei den Eierlegern und Lebendiggebärenden verschiedenen Epoche ausgestossen wird. Die Absonderung des Saamens (Sperma) ist der vorzüg- lichste Zweck des männlichen Apparats, welcher unendliche Ver- schiedenheiten in der Thierreihe zeigt, die indess nicht immer gleichzeitigen Abweichungen beim Weibchen entsprechen. Eben- so wird auch durch diese Modifikationen der organischen Bil- dung, der Apparat mag dadurch einfacher oder zusammengesetz- ter geworden sein, die Sektionsfunktion des Saamens nicht verändert. Die männlichen Zeugungstheile dienen daher nur dazu, das zur Befruchtung dienende Fluidum zu bereiten und dasselbe mit- telst des Aktes der Begattung in die weiblichen Geschlechtsor- gane zu bringen. Die gegenseitige Annäherung dieser Apparate (Coitus) ist indess, w7ie bereits bemerkt, zur Vollbringung des Phänomens der Befruchtung nicht durchaus nothwendig, denn es findet z. B. keine eigentliche Begattung bei den Batrachiern, den meisten Fischen und den Cephalopoden Statt, sondern das Weibchen legt nur seine Eier und das Männchen benetzt diesel- ben mit der Saamenflüssigkeit, um sie zu befruchten. Der männliche Zeugungsapparat enthält also einmal wesent- liche, zur Befruchtung unentbehrliche, und zweitens nur accesso- rische Organe. Die ersten dienen zur Sekretion der Saamen- flüssigkeit und sind mithin die Bildungsorgane; die andern sind die Organe des Begattungsaktes (Begattungsorgane).