Die röntgenologische Diagnostik der Erkrankungen der Brusteingeweide : mit 60 Abbildungen im Text und 50 Röntgenbildern auf 8 Tafeln.
- Guido Holzknecht
- Date:
- 1901
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Credit: Die röntgenologische Diagnostik der Erkrankungen der Brusteingeweide : mit 60 Abbildungen im Text und 50 Röntgenbildern auf 8 Tafeln. Source: Wellcome Collection.
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![Mehrfach ist in der Litteratur darauf hingewiesen worden, dass hei Ösophagus- und selbst Magencarcinoinen über der oberen Thoraxapertur, besonders in dem Su2)raclavicularrauni inetastatische Drüsentunioren auftreten. Eigentümliche Lymphbahnenverhältnisse des Ösophagus sollen die Ursache davon sein. Die naheliegende Hoffnung, durch das Röntgenverfahren auch von solchen metastatischen Drüsentumoren Kenntnis zu erhalten, welche, in der oberen Thorax- apertur liegend, nicht palpabel sind, hat sich vollauf erfüllt. Fünf derartige Fälle meiner Be- obachtung zeigten, wegen Kom2)ressionserscheinungen an den Organen der oberen Thoraxapertur (Trachea, N. recurrens, A. subclavia) radioskopiert, verschieden grosse retrosternale Tumoren, welche eigentümlicher, vielleicht zufälliger Weise stets hinter der rechten Hälfte des Manubriums sterni lagen und beim Schlucken deutlich gehoben wurden; letzteres weist auf eine Verbindung mit dem Trachealsystem hin, die wohl so gedacht werden muss, dass das Bronchialdrüsen- paquet dem rechten Bronchus von oben her aufsass und der rechten Trachealwand anlag. Zwei derselben ergaben erst nachträglich begründeten Verdacht auf Ösophaguscarcinom. Drei erwiesen denselben autoptisch als berechtigt (siehe Fall 22). Zur Zeit der Untersuchung be- standen nur bei einem subjektive Schlingbeschwerden. Bei einem (dem letzten) ergab die radioskopische Funktionsprüfung des Ösophagus Steckenbleiben des Wismuthbolus über der Cardia. Deshalb empfiehlt sich in allen solchen Fällen die Wismuthprobe auf Stenose. AN'ie vorsichtig übi'igens ein derartiger Befund verwertet werden muss, zeigt Fall 23, S. 220. Das iioriiiale Zwerchfell mul die pathologischen Zustände und Vorgänge an demselben. Ungemein selten primär erkrankend nimmt das Zwerchfell anderseits an den meisten Erkrankun<;en der Thoraxeinofeweide Anteil. Als hermetischer Abschluss der ßnisthohle re- agiert es auf alle aerodynamischen Schwankungen in derselben ents])rechend seiner Beweglich- keit in hohem Maasse. Durch seine jdeurale Auskleidung wird es bei Bleuraprozessen in Mit- leidenschaft gezogen, abnorme Volums Verhältnisse der Abdominalorgane übertragen sich mittelst desselljen auf die Lungen. Unter diesen Umständen erscheint es angezeigt, alle abnormen Zu- stände und Vorgänge am Zwerchfell zusammen zu fassen. Wir haben gesehen, dass wir so gut wie niemals den Zwerchfellschatten für sich ra(liosko])isch wahrnehmen können. Was wir sehen, ist entweder die der oberen Zwerchfell- fläche entsprechende Grenzlinie zwischen hellem Lungenfeld einerseits und dem Schatten des Zwerchfelles und der Abdominalor<>-ane anderseits oder links bei o-assjefülltem Magen ein strichfönniger Schatten, der sich aus dem eigentlichen Zwerchfellschatten und dem der Fundus- wand des Magens zusammensetzt. Dort, wo die Strahlen diese beiden, kuppelförmig angeordneten dünnen Häute tangential treffen, müssen sie dieselben der Fläche nach durchdringen und werfen daher einen mehr oder minder dichten strichförmigen, 3—4 mm breiten Schatten auf den Fluorescenzschirm. Innerhalb dieser peripheren Zone werden die Häute in querer Richtung leicht durchsetzt und geben daher fast keinen Schatten, wenn das Innere des kuppelförmigen Fundusraumes aus Gasen besteht. Die gleichen Verhältnisse und ähnliche Bilder bestehen, wenn sich statt des Magens eine gasgefüllte Darmschlinge der linken Zwerchfellkuppe anlegt, doch ist dies sehr selten der Fall. Wenn wir bisher also vom Zwerchfellschatten und Zwerch- fellkontur sprachen, so war damit die durch die obere Zwerchfelloberfläche gebildete Grenz- linie des hellen Lungenfeldes verstanden. Der isolierte, strichförmige Schatten des Zwerchfelles könnte nur dann in Erscheinung treten, wenn in der Peritonealhöhle befindliches Gas eine der Zwerchfellkuppen erfüllen würde, wie bei subphrenischen Gasabcessen und bei Perforationsperitonitis. Ich habe solche F'älle zum Teil wegen der Schwere des Allgemeinzustandes niemals untersucht. Wir erinnern uns, dass das Zwerchfell normalerweise einen im ganzen etwa halbkreisförmigen Bogen bildet.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28035288_0212.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)