Ein Fall von Anästhesie des Trigeminus und dessen Einfluss auf die Ernährung der Hornhaut : Inaugural-Dissertation / von Friedrich Bezold.

  • Bezold, Friedrich, 1842-1908.
Date:
1867
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Credit: Ein Fall von Anästhesie des Trigeminus und dessen Einfluss auf die Ernährung der Hornhaut : Inaugural-Dissertation / von Friedrich Bezold. Source: Wellcome Collection.

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    terkiefers ansetzt, bewirkt durch seine Contraction das Vortreten des Condylus auf das Tuberculum articulare. Da eine ausgiebige Oeffnung des Mundes ohne dieses Vortreten der Condylen nicht möglich ist, so ist er auch bei der Oeffnung des Mundes immer thätig. Wird blos der eine Muse, pterygoideus ext. contrahirt, so tritt auch nur der Con- dylus seiuer Seite auf das Tuberculum, und der Muskel giebt auf diese Weise dem Unterkiefer eine Schiefstellung nach der entgegengesetzten Seite. Man kann sich leicht an sich selbst davon überzeugen, dass, wenn man dem Unterkiefer diese Schiefstellung nach der einen oder anderen Seite giebt, immer der Condylus der entgegengesetzten Seile aufs Tuberculum getreten und der andere an Ort und Stelle geblieben ist. In unserem Falle fällt die Vorwärtsbewegung des Condylus auf der einen Seite fortwährend aus, wie man sich auch objecliv am Con- dylus der gelähmten Seite überzeugen kann, weil der Muse, pterygoi- deus ext. fuuetionsunfähig ist; es muss daher bei jeder ausgiebigen Oeffnung des Mundes die Schiefstellung des Unterkiefers nach der ge- lähmten Seite eintreten. ad 3) Die horizontale Bewegung des Unterkiefers bei geschlosse- nem Munde ist theils abhängig vom Muse, pterygoideus ext., theils vom Muse, pterygoideus internus; dieser letztere Muskel entspringt von der Fossa pterygoidea des Keilbeins und setzt sich an der inneren Oberfläche des Aogulus maxiliae infer. breit an; derselbe stellt also: 1) einen Schliessmuskel des Unterkiefers dar, der vermöge seiner Rich- tung von obeu nach unten; 2) bewegt er, vermöge seiner Richtung von oben und innen nach unten und aussen, wenn sich nur der Muskel einer Seite contrahirt, den geschlossenen Unterkiefer nach der entge- gengesetzten Seite. Auch diese Bewegung muss natürlich bei unserer Patientin ausfallen. ad 4) Da die Zungenmusculatur vom Nerv, hypoglossus versorgt wird, so könnte die abnorme Stellung der Zunge zu dem Schlüsse einer Lähmung auch dieses Hirnnerven führen; dagegen spricht aber schon seine vom Sitz der Veränderung entfernte Lage an der Schädel- basis und die Nichtbetheiligung der ihm benachbarten Nerven. Es lässt sich diese Abweichung der Zunge vielleicht auf Rechnung des Muse, mylohyoideus bringen, der durch den Ramus mylohyoideus von der gelähmten motorischen Partie des Quintus versorgt wird. Wenn sich dieser Muskel contrahirt, so nähert er das Zungenbein seiner In- sertionslmie am Unterkiefer und zieht das Zungenbein mitsammt der Zungenwurzel nach vor- und etwas nach aufwärts. Das Ausfallen die- ser Wirkung auf der erkrankten Seite erklärt uns die Deviation der Zunge. — Aus dem Verlaufe unseres Falles geht hervor, von welcher Wich- tigkeit es ist, bei Entzündung des Auges nach Trigeminuslähmung dasselbe vor äusseren Schädlichkeiten zu bewahren; und es wird die erste Aufgabe bei der Behandlung der Trigeminuslähmung die sein, das Auge prophylactisch mit einem Occlusionsverbande zu bedecken. —