Die Pathologie und Therapie der Neurasthenie : Vorlesungen für Studierende und Aerzte / von Otto Binswanger.

  • Binswanger, Otto, 1852-1929.
Date:
1896
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Credit: Die Pathologie und Therapie der Neurasthenie : Vorlesungen für Studierende und Aerzte / von Otto Binswanger. Source: Wellcome Collection.

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    Bahnung. auf die durch das Rückenmark vermittelten Reflexbewegungen ausüben (Goltz u. a.). , , Brown-Sequard, dem wir ausgedehntere Untersuchungen be- sonders über die hemmenden Einwirkungen verschiedenartig lokali- sierter und verschiedenwertiger Reize auf die Leistungen der nervösen Centraiapparate verdanken, ist auf Grund seiner über Jahrzehnte aus- gedehnten Forschungen zu der üeberzeugung gelangt, daß Hemmungen („inhibitions) die Nerventhätigkeit im weitesten Umfange, besonders unter pathologischen Bedingungen, beherrschen. Nach seinen Unter- suchungen, die freilich bis heute in manchen Teilen noch keine Be- stätigung durch andere Experimentatoren erlangt haben, unterliegen nicht nur einfache und geordnete Reflexbewegungen, sondern auch das koordinierte Zusammenwirken verschiedener Nervencentren, ferner die Willkürbewegungen, die Hautempfindlichkeit, vor allem aber auch die Thätigkeit der automatischen Centren, welche die Atmung und die Herzthätigkeit unterhalten, und schließlich alle nervösen Arbeits- leistungen, welche den Stoffwechsel innerhalb der Gewebe vermitteln, solchen „inhibitorischen Einwirkungen. Er führt demgemäß die Mehrzahl aller Funktionsstörungen und Funktionsaufhebungen, welche durch Reizwirkungen zustande kommen, auf den elementaren Vorgang der Hemmung zurück. Bei den Funktionsstörungen muß aber auch die andere Reihe von Einwirkungen auf Reflexvorgänge berücksichtigt werden, welche schon oben als bahnende bezeichnet worden sind. Im Gegensatz zu den Hemmungen bewirken die Bahnungen eine Steigerung der Reflexvor- gänge. ExNER, welcher auf die Bahnungen zuerst in exakter Weise hingewiesen hat, ging von der Erfahrung aus, daß der Ablauf von Er- regungen im Innern des Centrainervensystems begünstigt werden kann durch andere Erregungen, welche in dasselbe eintreten oder früher eingetreten sind. Er fand bei seinen experimentellen Untersuchungen: 1) Die motorische Erregung einer Extremität von der Hirnrinde aus wirkt bahnend auf den Ablauf eines dieselbe Extremität betrefl'en- den Reflexreizes und umgekehrt. Bahnungen in den infrakortikalen (spinalen) Reflexcentren wurden auch hervorgerufen durch Reize, welche die höheren Sinnesorgane treffen (Schalleindrücke). Auch die durch Rindenreizungen ausgelösten Zuckungen des Pfotenmuskels (m. abductor poUucis) wurden durch akustische Eindrücke verstärkt. Ist die Reflexzuckung schon dadurch erhöht, daß man ihr eine Rinden- reizung vorausgehen läßt, so tritt eine weitere Erhöhung ein, wenn nebst diesen beiden Reizen auch der akustische wirkt. 2) Der Ablauf eines ersten Rindenreizes wirkt bahnend für den Ablauf eines zweiten. Der experimentelle Befund, daß ein einzelner unwirksamer Reiz zu nennenswerten Muskelaktionen führt, wenn er in kurzen Intervallen wiederholt wird, entsprach den bisherigen Erfahrungen über die Summation der Reize (vergl. 3). 3) Besonders die wechselseitige Bahnung reflektorischer (spinaler) Erregungen beruht auf den von Setschenow, W, Stirling, Wundt und Ward genauer studierten Gesetzen über die Summation von Wirkungen elektrischer Hautreize auf die Reflexerregbarkeit des Rückenmarks. Zum Zustandekommen derartiger Bahnungen ist es nicht nötig, daß der zweite Reiz denselben Angriffspunkt hat wie der erste. Man