Die Pathologie und Therapie der Neurasthenie : Vorlesungen für Studierende und Aerzte / von Otto Binswanger.

Binswanger, Otto, 1852-1929.

Date:: 1896

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Credit: Die Pathologie und Therapie der Neurasthenie : Vorlesungen für Studierende und Aerzte / von Otto Binswanger. Source: Wellcome Collection.

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morgens am stärksten; die Stimmung war bald reizbar, bald „melancho- lisch - gleichgiltig. Wegen der Ilückenschmerzen und allgemeiner Schwäche nahm Pat. September 1888 Urlaub. Schon damals konnte er nicht mehr als 1 Stunde gehen. ^/^ Jahr lang ausgeführte kalte Waschungen übten auf das Befinden des Pat. keinen günstigen Einfluß aus, namentlich glaubte Pat., daß seine Herzthätigkeit darunter leide (Unregelmäßigkeit des Pulses). Ein Versuch, Schlittschuh zu laufen, er- zeugte ganz ähnliche Beschwerden, wie die Abreibungen. Die Herz- thätigkeit blieb danach dauernd erregt. Ende Januar 1889 mußte Pat. wegen seiner Rückenschmerzen und Schwäche stundenweise am Tage liegen. Digitalis und Arsen halfen nichts. Ein 8-tägiger Landaufenthalt im März besserte nur vorüber- gehend. Einige Wochen lebte er nach der „Naturheilmethode, kam aber dadurch nur noch mehr herunter. Am 25. April versuchte er wieder zu unterrichten, aber schon nach 1 Stunde versagte ihm die Stimme, und die Rückenschmerzen wurden zu heftig. Er wurde zur Disposition gestellt. Bei einem 3-wöchentlichen Kuraufenthalt bekam er den ersten Angstanfall (im Kopf lokalisiert). Er nahm sehr ab, die Haut wurde „weißlicher, er konnte nur noch 10 Minuten gehen. Nach einer vor- übergehenden Erholung trat im Herbst nach etwas intensiverer Be- thätigung im Geschäfte der Mutter wieder eine Verschlimmerung ein: Brustschmerzen, Atembeschwerden, Reizbarkeit. Er konnte nur ^/^ — ^j^ Stunde außer Bett sein, dann mußte er 1 — l'/g Stunde liegen, bis er wieder aufstehen konnte. Im Sommer 1890 Erholung durch Land- aufenthalt, konnte wieder 1 Stunde außer Bett bleiben. Im Winter, in- folge zu langen Lesens, Wiederverschlimmerung. Frühjahr 1891 Rückfall: nebenan wurde gebaut; er konnte den Lärm nicht vertragen und zog des- halb in einen Gasthof, dort behauptet er, infolge „zu weicher Matratze eine Verdehnung der Brvist davongetragen zu haben. Er flüchtet aufs Land, bleibt 4^/2 Monate, ohne eine Besserung zu erzielen. 1892 zu Hause, durch den Lärm Kopfschmerzen, die wieder auf den Rücken wirkten. Er konnte zuletzt wieder nur 1/4 — ^/g Stunde auf sein, dann mußte er 1—l^/g Stunde ruhen. Schmerzen hatte er dann nur bei be- sonderen Anlässen (Kopf- und Rückenschmerzen bei Lärm, Brustschmerzen bei längerem Sprechen). Zu gleicher Zeit traten wieder vermehrte Pollutionen auf. Schlaf bei regelmäßigem Leben gut, Appetit ausreichend, Stuhl selten angehalten; Herzthätigkeit leicht erregbar; nur ab und zu Flimmern und Ohrensausen. Keine besonderen hypochondrischen Vorstellungen, keine Angstanfälle mehr. Friert leicht, sonst keine Parästhesie. Besinnt sich oft schwer und vermag seine Gedanken nicht zu ordnen; Oxyakoia. Auf ärztlichen Rat Eintritt in die Klinik Aus dem Stat. praesens, 18. Oktober 1892: Größe 184 cm. Gewicht 120 Pfd., Fettpolster sehr gering; Zunge stark belegt; Herztöne rein, Herzdämpfung normal. Puls in Rückenlage 108, beim Aufrichten im Bett auf 136 steigend, beim Zähneaufeinanderpressen und Verharren in Rücken- lage nicht zunehmend. Pupillen etwas weit, Reaktionen wenig aus- giebig; Lichtreaktion rasch unter Hippus zurückgehend; mäßige sekun- däre Innendeviation beiderseits; XII. und VII. normal, symmetrisch; leichter Tremor der gespreizten Finger; keine Ataxie; Händedi-uck, ge- messen in Pausen von 10 Sekunden: r.: 73—113—132—110— 92—130—110—89— 89—106—95—109 1.: 97—117—108— 95—122— 98— 97—99—104— 88—94— 97