Inzucht und Vermischung beim Menschen.

  • Reibmayr, Albert.
Date:
1897
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Credit: Inzucht und Vermischung beim Menschen. Source: Wellcome Collection.

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    Dieser gezücbtete Stolz, die hohe Meinung von der eigenen Vorzügliclikeit und die Verachtung „anders gestalteter und „anders lebender Menschen wurde begreifliclierweise wiederum zu einer tiefen Kluft und zu einem grossen Hemmnis der Vermischung, also zu einem neuen Kettenglied, wodurch die Angehörigen eines Stammes oder einer Kaste aneinander gescMniedet wurden. Je länger nun diese Inzucht in einem Volke, einer Kaste in Thätigkeit war, je intensiver, d. h. in einem kleineren Volke oder Kaste dieselbe wirken konnte, desto auffallender mussten die gezüchteten Eigenthümlichkeiten, desto höher musste die Meinung von sich und dem grösseren trennenden Unterschiede und desto fester musste auch die hohe Meinung von der „Aus- erwähltheit und der begründeten Vorzüglichkeit über andere Völker oder ausserhalb der Kaste Stehende werden. Ob dabei diese hohe Meinung wirklich in der Natur der Eigenschaften begründet war oder nicht, blieb sich gleich für den Stamm; von Vortheil waren diese Eigenschalten anfangs sicher. *) Aber auch degenerirende Inzuchtvölker und Kasten haben dieselbe hohe Meinung von sich, weil sie eben auch „anders denken und fühlen und dem Menschen im Degenerationszustande die Fähigkeit über Andere billig zu urtheilen, noch mehr abgeht, als dem gesunden normal beanlagten. Deshalb steigert sich der Stolz einer Kaste eines Volkes im Verlaufe einer Inzuchtperiode immer mehr und im Verhältnisse mit ihrem inneren Verfall nimmt der äussere Hochmuth zu.**) Solange der Mensch ein ganz naturgemässes Leben zu führen gezwungen war, d. h. seinen Geist und Körper harmonisch im Kample ums Dasein anstrengen musste, solange hatte die Inzucht und selbst die allerengste, die sogenannte Bruder- und Schwester-Ehe keine schädliche Folge. Im Gegentheile auf diese Weise konnten gewisse erworbene Charaktere der Uirsprünglichen ■■^^■' ■ *) Man darf solche Eigenschaften nicht imm^er yi)mallgenieinen ethischen Standpunkte beurtheilen. **) Wie lächerlich hochmüthig sich die Griechen in ihrem tiefsten Verfall den Römern gegenüber benahmen, darüber siehe M o m m s e n: „Römische Geschichte, I. B., C. 8, 10. Ebenso lehrreich ist das Capitel: „Judäa und Juden, Mommsen V. B., XI. C. Jeder kann immer -wieder die Erfahrung machen, dass niemand hochmüthiger ist, als ein herabgekommenes und in Degeneration begriffenes Adelsgeschlecht.