Handbuch der vergleichenden anatomie / von J.F. Blumenbach.

  • Blumenbach, Johann Friedrich, 1752-1840.
Date:
1824
    durch die grofse platte trianguläre Fläche aus, mit welcher die Stirne gleichsam zuriickgeprefst ist, und deren Seitenrän- der unten vom processus malaris am Aufsenrande der Augenhölen schräg rück- wärts bis gegen die er ist a occipitalis convergiren'"). §. 10. Uebrigens hängt vom. Mangel oder aber vom Daseyn und dann wiederum *) An dem in meiner Sammlung befind- lichen schaudererregenden Schedel eines dreyfsigj ährigen 5 von Mutterleibe an blödsinnig gewesenen, Thiermenschen, den ich in der Commentatio de ano' malis et vitiosis quibusdam nisus for- matiui aberrationihus, Gott. 1813. 4. be- schrieben und tab. II. abgebildet habe^ spricht sich der rohthierische Charak- ter namenthch dadurch aus, dals die fast trianguläre eingedrückte Stirne oben in einen so schmalen Scheitel zu- läuft, dafs die obern Ränder der grofsen Bogen von der Anlage der Schiäfemus- kein (die plana semicircularia) kaum Daumen breit von einander abstehen.
    von der Gröfse und Iiichtung dieser crisia occipitaUs eine Haiiptverscliiedenheit der Sclieiteiforin ah, und steht meist in be- stimmten Bezug zur melirern oder min- dern Stärke des Gebisses. Sie mangelt z. B. den mehrsten Äffen und Meerkatzen, und ist hingegen bey dem fruchtbaren Pongo von Borneo ") von mächtiger Grölse. — Die iongitudinale crista ist zumahl beym Dachs auffallend stark aus- gewirkt : so wie die transversale z. B. am Biber, und beide am Opossum. — Bey den Elephanten liegt zwischen den hoch- gewölbten Seitentheilen des Obersche- dels eine tiefe weite Grube, auf deren Boden eine kleine Iongitudinale crisia sitzt''). — Unter den Hunderassen findet sich hierin viele Verschiedenheit; wenn man z. B. den Mops mit dem Neufund- länder vergleicht, *) s. GoTTH. Fischer's naturJiistorischc Fragmente LB. Tab. III. IV. **) P. Camper Descrlpt. anatomique d' im £.lephant male täb. XIlL fig.-6.
    §• 11. Audi die Lage und Riclitung d^s grofsen forarnen occipitale zeigt h^y manchen Gattungen merkwürdige Diffe- renz, Statt dafs es nämlich hejm Menschen am weitsten nach vorn '") und meist horizontal liegt (zuweilen gar mit dem vordem Rande hoher als mit dem hintern); so liegt es hingegen bey ^Gn mehrsten Quadrupeden am Ende der Grundfläche des Schedels, und zwar schräg, mit dem hintern Rande mehr oder weniger aufwärts gekehrt: bey ei* nigen gar am Hinterkopfe geradeaus in verticaler Richtung; und zuweilen, wie z. E. beym JMurmeithier i^Marmota uU pina) sogar mit dem obern Piande mehr vorwärts gerichtet, als mit dem untern •"^'). *) An dem eben gedachten Schedel des dreyfsig jährigen Thiermenscheii liegt diese Oefiiiung fürs Rückenmark weit mehr zurück, als an hgeiid. einem der zahheichen Afteii und Paviane, die ich damit verglichen habe. f*) s. Daubenton sur Us äiffSrences äe la Situation du graiid trou occipital B
    §. 12. Die wahren Nähte, wodurch die Hirn- schalenknochen unter einander verbun- dans V komme et dans les animaux in den Mem. de V Je ad. des sc. de Faris 1764- pag. 568. Dieser treffliche Zoo- tome gründete auch auf diese Verschie- denheit seine so^eiiannte Occipital- Llnie, eine der Norraahegeln die man zui' Vergleichung der Schedelformen unter emauder, angegeben hat. — Er zieht nemlich zwey geiade einander durchschneidende Linien im Profil der Schedel: die eine vom hintern Rande des forameii magnum (der auch zu- gleich hey den allermehrsten Säugethie- ren der obere ist) durch den untern Rand der Augenhöle; die andre aber durchs planum horizontale jener grofsen Hinterhaupts - OefFnung, mitten zwischen beiden condjlis; und bestimmt dann nach dem Winkel, worin diese beiden Linien znsammstofsen, die Aehnlichkeit oder Verse]]iedenheit der Schedelformen, Gar Adel scheint übrigens durch diese Regel nicht gewonnen, da eimnal bey den bey weitem allermehrsten, übrigens noch so sehr von einander verschiede- nen Quadrupeden, dieser Winkel im-
    den werden, sind hey den niehrsten Qua- drupeden, wenigstens von aufsen, min- der geschlängelt als beym Menschen. Doch sind sie hey den gehörnten Bisul- eis zu leicht einzusehenden Zweck sehr stark und scharf gezähnelt; auch die Stirn- knochen dabej überaus dick ' ). Sogenannte Zwickelbeinchen (^ossicula TForinianct) finden sich selten an Thier- schedeln. Doch habe ich welche an Hasen, und am Schedel eines jungen Orangutang vor mir; welcher letztere mer zwischen 80 und 90° fallt, und andrerseits die kleinem Abweichungen selbst individuell in einer und eben der- selben Gattung variiren. *) Hingegen habe ich die Hirnschalenkno- chen bey den mit der Drelikranklieit be- hafteten Schafen (den sogenannten Seeg- lern oder Quesenkopfen)y wenn die Wurmblase [Hydatis cerebralis) nahe unter der Hirnschale lag und grofs war, an dieser Stelle grölstentheils ab- sorbirt und zuM'^eilen blufs wie eine dünne, dem Druck sehr nachgebende knorpelartige Haut gefunden. B 2