Handbuch der Krankheiten des Harnapparates. 2. Hälfte / von W. Ebstein, H. Lebert, H. Curschmann.

Ebstein, Wilhelm, 1836-1912.

Date:: 1878

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Credit: Handbuch der Krankheiten des Harnapparates. 2. Hälfte / von W. Ebstein, H. Lebert, H. Curschmann. Source: Wellcome Collection.

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ZU schaffen. Am meisten Aufmerksamkeit hat ihnen in jüngster Zeit D e m ar q uay 1) geschenkt. Sie gehören zu den seltensten Ereignissen und haben durchaus keine specifische'Bedeutung, namentlich nicht die ominöse, die ihr ältere Autoren zu vindiciren suchen. Am häufigsten noch finden sie sich bei acuten Entzündungen der Samenbläschen, nächstdem bei gonorrhoischen Affectionen und Fortleitungen derselben auf die Vasa deferentia oder die Nebenhoden. Dass Onanie oder geschlechtliche Ausschweifungen an sich zu blutigen Pollutionen führen, oder dass während dieser Akte sanguinolentes Sperma ejaculirt wird, ohne vorhandene, namentlich eine der vorgenannten Complica- tionen, halte ich,^ obwohl es manche Schriftsteller zähe behaupten, für unerwiesen. Schwieriger als die Beurtheilung der eben besprochenen Verhält- nisse kann es oft noch für den Arzt werden, sich vor Verwechselung anderartiger Zustände mit wirklichen Samenentleerungen zu hüten. Es können ihm in dieser Beziehung, wenn er nicht umsichtig oder im Krankenexamen nicht skeptisch genug ist, die gröbsten Irrthümer passiren. Er muss sich namentlich stets bewusst sein, dass, so sonderbar dies auf den ersten Augenblick auch klingen mag, durch- aus nicht alle, ja vielleicht nur die Minderzahl der Pa- tienten, welche ihn wegen „Samenflusses consultiren, wirklich an krankhaften Pollutionen leiden. Ein Theil vor Allem sucht absichtlich den Arzt zu täuschen, ein anderer ihm seine ehrlich gemeinte, aber falsche Auffassung gewisser Zustände zu octroiren. Das erstere Contingent stellen die Onanisten. Nicht wenige der- selben pflegen nämlich über übermässige Samenergüsse zu klagen, um die eigentliche Ursache ihrer Besorgniss, die Onanie zu ver- schweigen. Sie glauben, wenn sie nur von dem Spermaverluste den Arzt in Kenntniss setzen, demselben genügende therapeutische An- haltspunkte gegeben zu haben und das beschämende Geständniss, dass jene Ergüsse lediglich durch ihr eigenes Zuthun erfolgen, sich ersparen zu können. Abgesehen davon aber, dass solche Individuen in ihrem ganzen Wesen und namentlich der Art ihrer Erzählungen und Klagen von dem eigentlichen Spermatorrhoiker dem geübten Blick sich wesentlich unterscheiden, sind sie auch schliesslich, wenn man genauer eingeht, unschwer zum Geständniss zu bringen, und werden dann sogar durch dasselbe augenscheinlich erleichtert. 1) Gaz. des hop. 1865.