Handbuch der Krankheiten des Harnapparates. 2. Hälfte / von W. Ebstein, H. Lebert, H. Curschmann.

Ebstein, Wilhelm, 1836-1912.

Date:: 1878

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Credit: Handbuch der Krankheiten des Harnapparates. 2. Hälfte / von W. Ebstein, H. Lebert, H. Curschmann. Source: Wellcome Collection.

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Übermässigen Pollutionen zu führen vermag. Noch häufiger sind aber wohl die Springwürmer bei Kindernj wo sie ja bekanntlich vor- zugsweise sich finden, zur Masturbation und damit oft nur indirekt im späteren Alter zur Spermatorrhoe Veranlassung. Peter Frank führt unter den Gelegenheitsarsachen der Pollu- tionen die Application reizender, zu heisser oder zu kalter Klystiere an. Diese Möglichkeit lässt sich für zu solchen Zustän- den stark Disponirte nicht bestreiten, und zur Erklärung Hesse sich zwanglos gleichfalls eine sympathische Wirkung annehmen. In derselben Weise mögen auch manche Affektionen der Blase, ganz besonders Lithiasis, zum Auftreten krankhafter Samen- verluste Gelegenheit geben. Ebendahin gehört die manchmal constatirte Einwirkung miss- bräuchlich längere Zeit angewandter medicamentcser Stoffe, namentlich solcher, denen eine reizende Wirkung auf die Schleimhaut des uropoetischen Systems zukommt, besonders der Canthariden. Der Umstand, dass ein Individuum zu solchen Mitteln greift, dürfte übrigens in der Mehrzahl der Fälle schon auf einen Grad sexueller Schlaffheit hindeuten, der an sich schon ein gewaltiges disponirendes Moment für die Spermatorrhoe abgibt. Wie Syphilis als solche zur Spermatorrhoe führen soll, was Lallemand für leicht möglich und häufig hält, ist mir nicht recht klar. Man wird vielmehr mit weit grösserem Recht in solchen Fällen die allgemeinen Folgen vorausgegangener Ausschweifungen, oder viel- leicht gelegentlich derselben erworbene chronische Entzündungszu- stände der Genitalien (gonorrhoische Affektionen) beschuldigen. Zu den psycho-pathologischen Curiositäten dürften jene Fälle zu rechnen sein, wo hochgradige, oft ^anz conträre Affekte, ein starker Schreck, Furcht, Zorn, Scham (natürlich vorübergehend) Samen- ergüsse, also wirkliche Pollutiones diurnae, zur Folge haben. Die Literatur bewahrt eine Anzahl solcher Fälle auf, deren praktische Bedeutung natürlich fast Null ist.^) Auch angestrengte geistige Thätigkeit soll zuweilen zu krankhaften Pollutionen führen, wie dies namentlich von französischen Autoren und vor Allem von Lallemand und seinen Schülern be- richtet wird. In Deutschland würde man sich ohne Voraussetzung einer starken nervösen Belastung oder anderartiger Disposition schwer zu einer solchen Annahme entschliessen. 1) Nur in gerichtlichen Fällen sind hier und da schon geschlechtliche Aufregungs- zustände unter gleichen abnormen Umständen praktisch in Betracht gekommen.