Volume 1

Handatlas und Anleitung zum Studium den Anatomie des Menschen im Präpariersaale / von W. Henke.

Date:
1888-1889
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Credit: Handatlas und Anleitung zum Studium den Anatomie des Menschen im Präpariersaale / von W. Henke. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

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    Gelenke, Spielraum. Spielraum und Festigkeit der Gelenke. Der Spielraum oder Ausschlag der Bewegungen, die in einem Gelenke nor- maler Weise geschehen können, hängt in der Regel ab von der Differenz der Grösse der beiden aufeinander passenden Contactflächen. Voraussetzung ist da- bei stets der unveränderliche genaue Schluss oder Contact derselben, soweit sie einander überhaupt gegenüberstehen, welcher eine bleibende Eigenschaft des normalen Zustandes in jedem Gelenke ist. Wenn nun von den beiden Contact- flächen die eine grösser ist als die andere, so kann natürlich nicht die grössere, wohl aber die kleinere stets in ganzer Ausdehnung genau auf die andere passen und soll sie in der Regel nach keiner Richtung mit einem Theile ihres Randes überschreiten. Daraus folgt aber, dass sie auf ihr in keiner Richtung weiter hin- und hergehen kann, als um die Differenz zwischen ihrem Durchmesser in dieser Richtung von einem Rande bis zum andern. Da es sich stets um Drehbewegungen handelt, so drückt sich die Grösse des Ausschlages derselben in Bruchtheilen einer Umdrehung oder in Winkeln aus. Der Winkel, um welchen die Bewegung eines Gliedes gegen das andere durch ein Gelenk hin und her ausschlagen kann, ist gleich dem zwischen den begrenzenden Radien des Sectors von einem Kreise, um welchen der Durchschnitt des Gelenkkopfes in der Ebene der Bewegung grösser ist als der der Pfanne. Die grössten Ex- cursionen die Vorkommen, betragen nahezu zwei rechte Winkel aber mehr als ein Spielraum von einer halben Umdrehung kommt nicht vor. Diese Regeln gelten für die Mehrzahl der Gelenke; aber es kommen auch Ausnahmen vor. Denn der Grund für die Begrenztheit des Spielraumes der Bewegungen ist in verschiedenen Bedingungen gelegen, welche die Fortsetzung derselben über ihre Grenzen hinaus zum Stillstände bringen. Entweder und sehr gewöhnlich ist das Anhalten der Pfanne, wenn sie den einen oder andern Rand des Kopfes erreicht hat, dadurch bedingt, dass die Oberfläche des Knochens der den Kopf trägt, sich in der Kähe des Randes vom Kopfe über die Fort- setzung des letzteren erhebt und also der Rand der Pfanne an dieser Erhebung' anstossen muss, sowie er den des Kopfes überschreitet. Durch dies Anstossen an einer solchen Erhebung oder, wie man sie nennt, Hemmungsfläche kommt seine bisherige normale Bewegung im Gelenkmechanismus plötzlich und absolut zum Stillstände und würde eine Bewegung darüber hinaus in derselben Rich- tung nur mit Klaffen des Gelenkes und dadurch verändertem Gange noch mög- lich sein. Dies ist also ausgeschlossen, so lange der Contact des Gelenkes un- verändert bleibt, kommt nur vor mit Diastase und führt zur Luxation der Gelenke. Odei aber es stände der fortgesetzten Bewegung der- Pfanne über' den Rand des Kopfes hinaus kein solches Hindernis durch Anstossen an einer Hemmungsfläche im Wege und sie könnte deshalb im Contact mit dem Reste des Kopfes noch in derselben Richtung weiter fortgleiten, bis sie ganz über ihn hinweg käme und über den Rand hinabfiele; so z. B. an der Dorsalseite dci Finger gelenke, wo der Rücken des Knochens, der den Gelenkkopf trägt, vor seinem Rande sich nicht erhebt, sondern steil von ihm abfallt. Dann wird