Die Lehre von den Epidemien / von Adolf Gottstein.

  • Gottstein, Adolf, 1857-1941.
Date:
1929
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Credit: Die Lehre von den Epidemien / von Adolf Gottstein. Source: Wellcome Collection.

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    einmaliges Ereignis, die Epidemie aber greift um sich wie eine Feuersbrunst; aus der einzelnen Erkrankung entstehen neue. Dann aber, und zwar seit dem Mittelalter durch Jahr¬ hunderte hindurch, stellte man diese Ansteckung, d. h. die Übertragung vom erkrankten Menschen auf den gesunden, in den Vordergrund. Man mußte daher schon damals einen kör¬ perlichen vermehrungsfähigen Ansteckungsstoff vermuten, der an die Krankheitsprodukte gebunden war, von dem man sich sehr grobe Vorstellungen machte und von dem man auch annahm, daß er an Gegenständen des täglichen Gebrauchs hängen und so sich auf Gesunde weiterverbreiten konnte. Man war aber sehr fern von den Feststellungen der Gegenwart, daß es Ansteckungsmöglichkeiten gibt, hei denen die vermeh¬ rungsfähigen Ursachen ihr Hauptlehen überhaupt außerhalb des kranken Körpers führen, deren Übertragung von Mensch zu Mensch dann wie durch Kurzschluß während einer Epi¬ demie natürlich ein sehr häufiges Ereignis werden muß. Und man konnte die Feststellungen der Gegenwart nicht einmal ahnen, daß zu den Vermittlern einer Ansteckung auch niedere Tiere oder nicht erkrankte Menschen gehören können, in denen der Ansteckungsstoff sich unschädlich vermehrt und die ihrerseits ihn von Mensch zu Mensch weiter übertragen. Und noch erheblich später reifte die Erkenntnis, daß jede seuchenhafte Krankheit etwas Selbständiges ist, daß niemals die eine Seuchenkrankheit in eine andere übergeht. Zu dieser grundlegenden Erkenntnis kam man erst im 16. und 17. Jahr¬ hundert, und man nannte dies die spezifischen Eigenschaften der einzelnen Seuchenerkrankungen. Es mag erstaunlich klin¬ gen, daß man bis zum 16. Jahrhundert Masern und Schar¬ lach, die heute jede Mutter im Volk unterscheidet, nicht von¬ einander trennte, aber noch bis vor 100 Jahren hielt man Unterleibstyphus und Fleckfieber nicht auseinander. Man hat also schon im Mittelalter einen Ansteckungsstoff vermutet, und man hatte schon lange beobachtet, daß dieser Ansteckungsstoff sich vermehrte und daraus zutreffend ge¬ schlossen, daß er demnach belebt sein müsse. Aber erst, als Louis Pasteur um 1861 die Gärung und Fäulnis aufgeklärt und für einige Tierkrankheiten die Lehenseigenschaften ihrer