Die infantile cerebrallahmung.

  • Freud, Sigmund, 1856-1939.
Date:
1897
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Credit: Die infantile cerebrallahmung. Source: Wellcome Collection.

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    pathologische Process ein Gehirn befilllt, welches seine anatomische und fimctionelle Entwickhmg ziim grosseren Theile noeh vor sich hat und also geschadigt in diese eingehen wird. Indess zeigt die klinische Erfahrung, dass das Alter des Krankheitsbeginues keinen entscheidenden Einfluss auf die Sehwere der Erkrankung hat. Letztere wird von anderen einflussreiclieren Momenten bestimmt. Es treten wahrscheinlich in jedem Alter leichtere und schwerere Formen von cerebraler Kinder- lahmung auf. Hingegen lasst eine vergleichende Betrachtung von Alter bei der Erkrankung und Krankheitsform erkennen, dass die hemiplegische Oere- brallahmung nach dem dritten Lebensjahre weit mehr choreatische Formen zeigt als vorher. Der spater zu beschreibende zweite Typus der hemi- plegischen Cerebrallahmung, die sogenannte choreatische Parese, zeiclinet sich durch den Beginn nach jenem Lebensalter aus, in welches die grosste Frequenz des spastischen Typus fallt. 5, Aetiologie. Ein Blick auf die Tabelle I zeigt, dass bei einer Eeihe von Kindern mit hemiplegischer Cerebrallahmung das Alter bei der Erkrankung in die Lebensepoche vor der Geburt fallt, d. h. es gibt auch coDgenitale hemiplegische Cerebrallahmungen, wiihreod in der tibergrossen Mehrheit der Falle die Affection extrauterin acquirirt wird. Die congenitalen Cerebrallahmungen muss man unterscheiden in solehe, die wahrend des Intrauterinlebens, und solche, die wahrend des Gebm'tsactes entstanden sind. Manche Autoren, z. B. Sachs, machen dieses Moment zum Haupteintheilungsprincip der iufantilen Cerebral- lahmungen tiberhaupt und beschreiben also gesondert die pranatalen, die Geburtsliihmungen und die acquirirten Formen. Wir werden spater- hin die Grunde kennen lernen, die uns bewegen konnen, eine solche Eintheilung als praktisch unverwerthbar fallen zu lassen. Indess bei der Erorterung der Aetiologie dtirfen wir von ihr nicht abweichen. Die Aetiologie der congenitalen (pranatalen) Falle ist, wie begreiflich, haufig in Dunkel gehiillt. Angefiihrt werden als wirksame Momente: die psychische Einwirkung der Mutter auf das Kind, Trauma, das durch den Leib der Mutter auf den graviden Uterus wirkt, acute Krankheiten derselben in der Graviditat und Kachexien der Eltern wie Syphilis. Die erste dieser Aetiologien wird von den Eltern selbst bevorzugt, ist aber fiir die hemi- plegischen Formen kaum jemals sicher zu erweisen. Bei der analogen Erorterung fur die Diplegien werden wir auf Verhiiltnisse stossen, welche eine gewisse Geltung der psychischen Aetiologie beftirworten. — Die Be- deutung des Traumas im Mutterleibe ist durch einzelne Beobachtungen sichergestellt, z. B. durch folgenden Fall bei Gaudard: