Die infantile cerebrallahmung.

  • Freud, Sigmund, 1856-1939.
Date:
1897
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Credit: Die infantile cerebrallahmung. Source: Wellcome Collection.

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    Der Ausgciug- dieser Krankheit war glucklich, aber die Intellig(inz ontwickelte sich laiigsam. Wir habeii mit dem Dr. Magail zu Marseille dieses Kind in einem Alter von fiinf Jahren gesehen und sorgfaltig untersucht. Das Resultat unserer Bomerkungen ist folgendes: Der Korper hatte alle Entwicklung er- reicht, welclio niit dem Alter der jtingen Patientin vertraglicli war. Alle Muskeln des Eumpfes und der Gliedmassen befanden sich indess in einem Zustande der Steifheit und der Fiihllosigkeit, so dass alle Bewegungen kraftlos, unzu- verlassig, gewissermassen convulsiviscli und ganz unniitz wurden. Stellte man das Kind auf die Fiisse, so richtete sich der Korper nicht gerade; die Glied- massen blieben krumm, zum Theile gebogen und ganz steif in dieser Stellung; die Spitzeu der Fiisse beriihrten allein den Boden mittelst eines sehr schnellen, zwecklosen Zappelns, welches sicherlieh nicht das Gehen zum Zwecke haben konnte. Die oberen Extremitaten, welche gleieh den unteren zusammengezogen und steif waren, besassen ebenso schwierige Bewegungen; die Hande konnten die Gegenstande nur ungeschickt ergreifen und keinen Augenblick festhalten. Die Intelligenz war ungefahr in dem Zustande, in welchem man sie bei einem einjahrigen Kinde antrifft Delpech. beschreibt sodann den gegen die Norm verkleiaerten Schadel des Kindes und schliesst auf eine Affection des Eiickenmarkes, zufolge deren das Gehirn in seiner Entwicklung aufgehalten worden sei. Von einigen gelegentlichen Erwiihnungen doppelseitiger Lahmungen abgesehen, auf die man in der frtihen Literatur der cerebralen Kinder- lahmung stosst, finden wir die allgemeine Starre sodann in glanzendster und ausreichendster Weise beschrieben bei Little, dem iiberdies dasVer- dienst zukommt, als das wichtigste atiologische Moment der Krankheit die „abnorme Geburt erkannt zu haben. Von den drei Schriften Little's, welche sich mit der allgemeinen Starre beschaftigen („Deformities of human frame, 1853, die grosse Abhandlung in den „Transactions der Obstetrical Society, 1862, und der Aufsatz in Holmes' „System of Sur- gery, 1870 1), ist mir nur die zweite zuganghch gewesen, die bereits in der „Klinischen Studie citirte Abhandlung, welche den etwas weitliiufigen Titel tragt: „0n the influence of abnormal parturition, difficult labours, prematm^e birth, and asphyxia neonatorum, on the mental and physical condition of the child, especially in relation to deformities. Ich iibersetze aus dieser Arbeit die Beschreibung, welche Little von den Kindern mit allgemeiner Starre entwirft (S. 300): „Man wird diesen Zustand am besten beschreiben als eine Herab- setzung des Willenseinflusses auf einzelne oder zahlreiche Muskel- gruppen, wobei diese Muskeln tonische Starre in verschiedenen Graden zeigen und zuletzt eine permanente Verkiirzung erfahren. In der Eegel sind beide unteren Extremitaten mehr oder minder ergriffen. Die Eltern haben zwar manchmal nur die Affection des einen Gliedes bemerkt, bei Oitirt naeh Peer: „Ueber angeborene spastische Gliederstarre. Dissertation. Basel 1890.