Die Anwendung der Elektricität in der praktischen Medicin / von B.A. Erdmann.

  • Erdmann B. A. (Bernhard Arthur), 1830-
Date:
1877
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Credit: Die Anwendung der Elektricität in der praktischen Medicin / von B.A. Erdmann. Source: Wellcome Collection.

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    Die Lähmung oder Atrophie des Serratus schwächt den Arm lange nicht so bedeutend, wie der Verlust des Deltoideus und es können Kranke mit Atrophie des Serratus einen Schubkarren mit den Armen vor sich her schieben, die Hand zum Mund, zum Kopf, zur andern Schulter führen, kurz, eine Menge Bewegungen machen, die beim Ver- lust des Deltoideus unmöglich sind. LatissimuB dorsi. Wenn der Arm' gerade herabhängt, zieht 1) das obere Drittel des Latissimus dorsi den Arm nach innen und hinten und nähert das Schulterblatt der Mittellinie um 2—3 Centi- meter. Dabei springt der Spinalrand des Schulterblatts etwas mehr hervor, bleibt aber parallel mit der Axe des Rumpfes. 2) Die beiden untern Drittel des Latissimus dorsi senken die Schulterecke und neigen den Rumpf leicht nach der gereizten Seite. 3) Wird das obere Drittel zugleich auf beiden Seiten gereizt, so nähern sich die beiden Schulterblätter einander, und die Schultern stellen sich schief nach vorn und innen. 4) Werden die untern Fasern des Latissimus beiderseits gereizt, so senken sie kräftig die Schultern und strecken den Rücken. 5) Sind die Arme vom Rumpfe entfernt, oder dient einer der- selben als Stützpunkt, so beobachtet man bei der Faradisation des Latissimus die Einwärtsrollung des Armes, Lässt man den Muskel längere Zeit in Contraction, so wird die Respii'ation schwierig oder kurz. Der Trapezius und Mhomhoideus nähern allerdings auch das Schul- terblatt der Mittellinie, ohne den Spinalrand aus seiner parallelen Richtung mit der Wirbelsäule zu bringen, allein sie heben dabei die Schultern und diese Stellung verursacht mit der Zeit Ermüdung, ver- kürzt den Hals und giebt eine ungefällige Haltung. Der Latissimus dorsi dagegen kann die Schulterblätter parallel einander nähern, senkt die Schultern und hält den Rumpf gerade, denn vorzüglich dieser Muskel bewirkt die militärische Haltung. Der obenerwähnte Kranke Berniol, der lange als Soldat gedient hatte, behielt seine militärische Haltung bei; er konnte die Schulter- blätter einander nähern und die Schultern senken trotz der voll- ständigen Atrophie seiner Rhoniboidei und des untern Drittels der Trapezii. Der Latissimus dorsi war bei ihm unversehrt. Bei Bonnard dagegen war der Latissimus dorsi atrophirt; er war zwar auch Soldat gewesen, konnte jedoch die militärische Stellung nicht annehmen, ohne seine Schultern ungraziös zu erheben und diess ermüdete ihn. Die