Pseudoappendizitis und Ileocökalschmerz / von Gustav Singer.

  • Singer, Gustav, 1867-
Date:
1905
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Credit: Pseudoappendizitis und Ileocökalschmerz / von Gustav Singer. Source: Wellcome Collection.

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    bei den Visiten wiederholt überzeugen konnten. Am 20. März wird die Patientin geheilt entlassen. Das Resümee dieser Krankengeschichte ergibt das zweifellose Vorhandensein von hysterischen Spasmen der Darmmuskulatur in den unteren Abschnitten, die zu einer schmerzhaften Dehnung des Cökums geführt hatten und unter anhaltenden Beschwerden, Schmerz, Meteorismus, Fieber selbst für denjenigen, der mit großer Zähigkeit an dem funktionellen Charakter der Störungen festgehalten hätte, ein chirurgisches Eingreifen entschuldbar, wenn nicht geradezu zur Pflicht machte, da man nicht mit Sicherheit ausschließen konnte, daß Befunde von ernsterem Charakter die Situation verursachen. Aehnliche Vorkommnisse sind in jüngster Zeit wieder- holt bekannt geworden und es ist wohl charakteristisch, wenn von Küttner, also von chirurgischer Seite, die War- nung erhoben wird, man müsse hei hysterischen und ner- vösen Individuen mit der Diagnose der Appendizitis nicht allsogleich zur Hand sein. Die grobe Verbreitung ^ der Erkrankung ^md die Häufung von Fällen schwerer Kategorie, die ein operatives Eingreifen erfordern, gibt den Anlaß dazu, daß derartige Ereignisse in der Umgebung solcher Kranker ihre entsprechende Resonanz finden. Ich spreche nicht von jenen, uns allen wohlbekannten Ereignissen, nach welchen Angehörige oder Freunde eines an Appendizitis erkrankten oder operierten Individuums alsbald über Schmer- zen in der rechten Seite zu klagen beginnen; solche Vor- kommnisse sind zu gewöhnlich, als daß sie besonders ver- dienten, besprochen zu werden. Allein es möchte uns Aerzten manchmal scheinen, als ob mit der Hochflut der operativen Eingriffe hei der Appendizitis, deren glänzende Resultate hier neidlos in das rechte Licht gerückt werden sollen, auch die Frequenz der Erkrankung im Anschwellen begriffen wäre. Daß das Steigen dieser Ziffern mit unseren ganz umgestalteten Kenntnissen von dieser Erkrankung zu- sammenhängt, ist ja zweifellos; doch könnte ein merklicher Prozentsatz von Fällen auf eine Art psychischer In- fektion zu setzen sein, über deren Wirkungen man in Schulen, Pensionaten so häufig sich Einblick ver- schaffen kann. Ich köiuile hier namentlich mehrere Fälle