Die Hysterie nach den Lehren der Salpêtrière : Normale oder interparoxysmale Hysterie.

  • Gilles de la Tourette, Georges, 1857-1904.
Date:
1894
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Credit: Die Hysterie nach den Lehren der Salpêtrière : Normale oder interparoxysmale Hysterie. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

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    Doch schreibt derselbe Autor einige Zeilen weiter (S. 370): „Die Selbstmordversuche verlaufen nicht immer ohne Resultat. Die drei folgenden Beobachtungen werden zeigen, dass auch der freiwillige Tod der Ausgang der Hysterie sein kann: allerdings sind diese Fälle selten. Wir selbst haben eine Hysterische beobachtet, die eines Tages ohne Ostentation (ganz im Gegenteil, heimlich) in ein chemisches Laboratorium eindrang und eine Flasche mit Cyankali entwendete. Sie legte sich dar- auf zu Bett, wo man sie wenige Augenblicke später tot fand, das leere Fläschchen neben sich. Taguet vertritt dieselbe Anschauung, wie Legrand du Saulle. Er bringt zur Bekräftigung seiner Behauptungen drei Beobachtungen, von denen besonders die zweite sehr interessant ist. Dieselbe beginnt mit folgenden pathetischen Worten : „Getrieben von einem lebhaften Verlangen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und seinen Namen unsterblich zu machen, soll Herostratus den Tempel zu Ephesus angezündet haben. Aus demselben Verlangen, Aufsehen zu erregen, scheute Frau X . . ebensowenig wie er vor einem Verbrechen zurück. Und dann folgte die Geschichte einer unglücklichen Geisteskranken und Hysterischen, die einige Selbstmordversuche unternahm, die alle vollständig sinnlos sind: Verzehren von Schnupftabak etc. Wir führen die Beobachtung hier an wegen des Tones, der in ihr herrscht. Man weiss in der That, welchen verderblichen Einfluss die Litteratur seit Louyer-Villermay auf das richtige Verständnis der Hysterie hatte. Wenn es noch allein die Litteraten wären, welche uns die Hysterische als ungewöhnliches Wesen schilderten, was wir frei- lich schon wissen! Aber es sind die Ärzte selbst, wie Tardieu, Legrand du Saulle, Taguet, Hospital und viele andere, die sozusagen jene noch überboten haben. Der Einfluss von Lasegue ist in dieser Be- ziehung auch nicht besser gewesen, und die dritte Kranke Taguet's ist „eine Hysterische, welche das unwiderstehliche Verlangen, die öffent- liche Aufmerksamkeit zu erregen, nach dem Zeugnis von Professor Lasegue zu einer chronischen Chloroform- und Äthervergiftung mit konsekutiver Geistesschwäche führte. Wenn wir nur nicht von zahl- reichen Hysterischen wüssten, die Morphinisten oder Ätheromanen wurden mit konsekutivem Geistesverfall, die nur den einen Wunsch hatten, ihre schreckliche Leidenschaft zu verbergen! Und eine solche Unglückliche nimmt, wie es viele der gewöhnlichsten Morphinisten gethan haben, Opium, eine Flasche Absinth als Ersatz für ihr gewöhnliches Reizmittel. das man ihr heimlich entzogen hat. Wir wiederholen es: in dieser Weise darf der Geisteszustand der Hysterischen mit seinen Folgen, besonders dem Selbstmord, nicht aufgefasst werden. Es handelt sich nicht, wie noch Huchard schreibt, „um die Sucht zu simulieren, welche sie die Selbstmordkomödie spielen lässt l). Sie gehorchen anderen Beweggründen als der Simulation und die Komödie, die sie spielen, endigt ebenso oft mit dem Tode, wie andere Selbstmordversuche, deren handelnde Personen nicht hysterisch sind. l) Axenfeld et Huchard, Traite des nevroses. 2. Edit. 1885. S. 961.