Die Hysterie nach den Lehren der Salpêtrière : Normale oder interparoxysmale Hysterie.

  • Gilles de la Tourette, Georges, 1857-1904.
Date:
1894
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Credit: Die Hysterie nach den Lehren der Salpêtrière : Normale oder interparoxysmale Hysterie. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

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    T . . . war der Geliebte von Frl. G . . . ., einer hysterischen Dame mit konvulsiven Anfüllen in der Form von Lethargie oder Schlafattacken. Das Verhältnis bestand zwei und ein halbes Jahr, als T . . . sich ver- anlasst sah, von der Mutter seiner Geliebten eine ihr geliehene Geld- summe zurückzufordern. Die Mutter, die wahrscheinlich geglaubt hatte, dass T . . . wenigstens ihr Stillschweigen erkaufen müsste, beschloss sich zu rächen, und bei einem gewöhnlichen Besuche T . . .'s bei ihrer Tochter griff sie denselben mit ihrem Sohne, einem kräftigen Menschen, an; T . . . wurde mit einem schweren Schlüssel derart bearbeitet, dass er halb tot am Platze blieb. Hiermit nicht genug; vielmehr erhob die Mutter noch die Anklage gegen T . . ., dass er ihre, jetzt schwangere, Tochter während eines hysterischen Anfalles vergewaltigt habe. T . . . kam vor den Gerichtshof, wo er einfach die Thatsachen erzählte; er sei Geliebter des Frl. G .'. . ., wie alle Welt, Mutter und Sohn inbegriffen, wisse. Unzweifelhafte Zeugen bestätigen, dass er nicht die hysterischen Anfälle abzuwarten brauchte, um in den Besitz der Dame zu gelangen. Mutter und Sohn, von denen er geliehenes Geld zurück verlangte, wollten sich rächen. Das ist die ganze Erklärung. Aber wie verhielt sich die Tochter? sie erinnerte sich an nichts; sie beschränkte sich darauf, zu antworten, dass sie niemals mit T . . . ein Verhältnis gehabt habe, was für jedermann eine offenkundige Un- wahrheit war. Die x\nklage wurde auch sofort zurückgewiesen. Es ist unzweifelhaft, dass Frl. G . . . . bei der ganzen Affaire keine aktive Rolle gespielt hatte. Nach unserer Ansicht handelt es sich auch bei dem Bestreben der Hysterischen, von sich reden zu machen, um Suggestibilität; haben sie einmal eine Rolle angenommen, so spielen sie sie mit aller Hart- näckigkeit durch. Nichts hat für sie Bedeutung mehr, sie folgen nur der Suggestion, die immer stärker wird, je tiefer sie im Geiste der Kranken Wurzeln fasst. „Marie, ein sonst sehr gutes und williges Mädchen, schreibt Pierre Jan et (a. a. 0., S. 209) erzürnt sich eines Tages über eine Wärterin und fasst plötzlich den Entschluss, zu gar keiner Person in der Klinik ein Wort mehr zu sprechen. Mit mir selbst unterhält sie sich noch ganz gern, aber den anderen gegenüber ist sie stumm. Das dauerte fünfzehn Tage und verschwand dann plötzlich; der Anfall war vorüber, und die Kranke ist sehr begierig, dass man wieder zu ihr spricht, und thut, als ob nichts vorgefallen wäre Es wäre leicht, hier noch mehr Beispiele von der Hartnäckigkeit dieser psychisch schwachen Personen anzuführen, eine Hartnäckigkeit, die sie bei zufällig unternommenen Handlungen bethätigen, und die ebenso wieder ver- schwindet. Eine ebenfalls hierher gehörende, von Huchard beschriebene, Erscheinung ist die „Ruhe, die geistige Indifferenz einzelner Hysterischer mit lokalen Symptomen, zum Beispiel einer Paraplegie. Diese Kranken scheinen sich für ihren Zustand kaum mehr zu interessieren, was natürlich zu dem Fortbestehen desselben beiträgt. Um in diesen Fällen eine Heilung herbeizuführen, muss man, um einen bekannten Ausspruch zu gebrauchen, „die eine Suggestion durch eine andere vertreiben.