Muhammedanische Studien / von Ignaz Goldziher.

  • Goldziher, Ignác, 1850-1921.
Date:
1888-1890
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Muhammedanische Studien / von Ignaz Goldziher. Source: Wellcome Collection.

    431/730 (page 125)
    sanden ist; ^er sollte den Shfiten beweisen, dass ihre Uebertreibnng der Hoclihaltnng Ali’s und seiner Familie Unglaube sei. Man hoffte, dass ci- in ter weniger aiiflalligen Form der Fortsetzung eines wohlbeglaiibigten Aus- spruchs mehr Aussicht auf Yerbreitung und Anerkennung haben könne. IX. In enger Beziehung zu den politischen und socialen Verhältnissen der Zeit und aus denselben emporgewachsen ist jene Gruppe von Hadithen in welchen die Frommen die Zustände des Reiches gleichsam wiederspiegeln lassen, ihre Ansichten über die ihnen missliebigen Verhältnisse der Gesell- schaft in den Mund des Propheten legen, um dadurch jenen Zuständen das Gepräge von Ereignissen zu verleihen, welche in Gottes Rathschluss vorher bestimmt sind. Auch die Annahme dieses vorlierbestimmten Charak- ters der gottlosen Herrscher sollte die Unterwerfung der Frommen unter ihre Macht erleichtern und es ist merkwürdig zu sehen, dass der Leugner der absoluten Vorherbestimmung die Berechtigung jener Herrscher minder bereit- willig als seine fatalistischen Genossen zugesteht. i Diese Gruppe ergänzt zunächst jene Reihe von Aussprüchen, welche wir in den beiden ersten Abschnitten dieses Kapitels in ihrem Zusammenhänge betrachtet haben. Die- selben Kreise, welche in stumpfer Resignation die Pflicht der Treue gegen die verhasste Regierung verkünden, ohne ihr unbedingte Heerfolge zu leisten, geben wieder in Form des Hadith ein Lebenszeichen ihres Bewusstseins vom Verfall des muhammedanischen Lebens und lassen diese Entwickelung der Dinge im Islam durch den Propheten selbst vorherverkündigen. „Der Be- ginn eueres Din ist Prophetie und Barmherzigkeit, dann Königthum und Barmherzigkeit (die Periode der vier Chalifen), dann ein nichtsnutziges (a'far, dem Staube ähnliches) Königthum (umejjadische Zeit), dann Königthum und Hochmüthigkeit; 2 man wird dann den Wein und seidene Kleidung für er- laubt halten“.3 ^^Die beste Zeit meiner Gemeinde ist das Zeitalter, in wel- chem ich gesendet wurde, dann die darauf folgende Zeit;^ dann kommt ein Volk, welches sich zur Zeugenschaft herandrängt, ohne dazu aufgefordert zu werden,5 sie versprechen und halten ihr Versprechen nicht, sie sind treulos 1) Ibn Kutejba od. Wüsteufeld p. 225, 14. 2) miilk wagabamt. Don Verfassern dieses Haditli wird der Wertli des Mulk durcli die begleitenden Umstände bestimmt. 3) A1 - D ä r i m i p. 268. 4) In einigen Versionen Wiederholung dieses Satzes. 5) jaslihadüna walä justashhadüna. Nach nmliammedanischem Gesetz ist cs nicht erlaubt, Zeugenschaft abzulegen oder einen gericlitlicheu Eid zu leisten, ohne hierzu vom Richter aufgefordert zu werden. Al-Chassäf, Ad ab al-kädi fol. 20’h 29 ^