Muhammedanische Studien / von Ignaz Goldziher.

Goldziher, Ignác, 1850-1921.

Date:: 1888-1890

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Muhammedanische Studien / von Ignaz Goldziher. Source: Wellcome Collection.

354/730 (page 48)

fahrung findet man nicht selten in seiner Anwendung auf einzelne Mnhad- ditlinn. AVaki sagt von Zijäd b. 'Abdalhih, dass er trotz seines Adels (inaa sharafilii) iin Hadith zu lügen pflegtA Da musste man gegen kleinere Ausschreitungen im Isnad, gegen „Verdüsterungen“, ziemlich nachsiclitig sein. Es ist nicht selten, .dass die muhammedanischen Kritiker in die Lage kom- men, von den angeseliensten Eeligionsautoritäten bezeugen zu müssen, dass sie das Tadlis,^ eine sehr nachsichtig beurtheilteForm des Dolus (die beiden AVorte hängen etymologisch zusammen),^ Avelche das AVesen des Hadith allerdings nicht beeinträchtigt, nnbekümmert verübten. Jezid b. Harun (st. 200) konnte berichten, dass zu seiner Zeit in Küfa alle TraditionsVerbreiter, mit Ausnahme eines einzigen, den er mit Kamen nennt, sammt und sonders Aludallisün seien.^ Sollte dies Urtheil vielleicht etwas zu streng sein, so genügt es dennoch zu bedenken, dass selbst Alänner wie die beiden Sufjän (b. 'Ujejna und al-Thauri)^ und noch andere Alänner, von denen übrigens gerühmt wird, dass sie im Hadith zuverlässig, im Leben von j>eiiiljcher Frömmigkeit waren,in der Liste der Mudallisin nicht fehlen. Die Muliammedaner hatten im II. Jahrhundert das volle Bewusstsein davon, dass die Anlehnung eines Spruches an Aluhammed bloss die Form für die Anerkennung seiner Berechtigung darzustellen habe und dass unter den guten Hadithen vieles Falsche zu finden sei. Sie lassen diese Beob- achtung durch den Propheten selbst in einem Hadith ausdrücken, Avelches diese Verhältnisse in schlagender AVeise zu charakterisiren geeignet ist. „Nach meinem Hingange — sagt der Prophet — werden die mir beigelegten Aus- sprüche sich vermehren, ebenso wie man auch den früheren Proplieten in grosser Anzahl Aussprüche zugeschrieben liat. AVas man euch nun als meinen Spruch mittheilt, das müsst ihr mit dem Gottesbuch (Koran) ver- gleichen; Avas mit diesem im Einklang ist,^ das ist von mir, ob ich es 1) Al-Tirniidi I, p. 203,14. 2) vgl. Journ. of Asiat. Soc. of Bengal. 1856 p. 218 Anm. Salisbury p. 92,1. Eisch p. 20. Sprenger, Mohammad III, p. XCIX, übersetzt es: Unred- lichkeit. 3) Chatib Bagdädi foL 99. Die mudallisün werden von den oigentlicben Lügnern, al-kaUaba, unterschieden. Ahlwardt’s A’^erzeicliniss der Landberg- schen Sammlung arab. Handschriften der königl. Bibliothek in Berlin nr. 149. 4) Frankel, Die aramäischen Fremdwörter im Arabischen j). 188. dalsa synonym mit chad'a, Al-Mas'üdi IV, p. 302 ult. 5) Chatib Bagdädi ibid. 0) Takrib fol. 40^ Ibn Chaldün, Alukaddima p. 268, 4. 7) Ab fl-1-AI ah äs in I, p. 507,12. vgl. Ibn Chaldün, Alukaddima p. 263, 3. Beispiele für Tadlis: Al-Tirmidi I, p. 242,19; II, p. 260,15. 290,12. 8) Sellist dies ist nicht immer der Fall. B. Tilib nr. 19 lässt man den Pro- pheten lehren, dass der Alensch nicht in Folge seiner bona opera, sondi'rn durcli die