Die syphilitischen Erkrankungen des Auges / von Leopold Grossmann.

  • Grossmann, Leopold.
Date:
[1892]
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Credit: Die syphilitischen Erkrankungen des Auges / von Leopold Grossmann. Source: Wellcome Collection.

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    Die hier zuletzt angeführte Symptomenreihe berechtigt jedoch keineswegs, um auf eine luetische Keratitis schließen zu dürfen, denn in dem oben angeführten Alter tritt die Keratitis interstitialis bei einem hohen Percent Kindern und in der Pubertät stehenden Kranken mit prägnant ausgesprochener Scrophulose oder einer anderweitigen Störung im Organismus (Menstruationsanomalien) auf, bei welchen ebenfalls eine mangelhafte Ernährung und zurück- gebliebene körperliche Entwicklung zu Tage tritt. Ebensowenig sind die typischen HuTCHiNSON'schen Zähne als verläßlicher Anhaltspunkt, um auf congenitale Lues schließen zu dürfen, an- zusehen , da solche auch bei Kranken vorgefunden werden, bei welchen jede syphilitische Grundlage mangelt. Es kann daher die Diagnose auf eine Keratitis interstitialis syphilitica auf Grrundlage einer congenitalen Lues nur dann sicher gestellt werden, wenn objective Merkmale derselben vorgefunden werden, so bei Neugeborenen ein papulöses, bullöses oder pustu- löses Syphilid. Bei älteren Kindern dienen als Anhaltspunkte eine eingesunkene Nasenwurzel (in Folge Necrotisirung des Pfiugschar- oder Siebbeines), sowie weiße, linienförmige Narben in der Nähe der Mundwinkel, welche von geheilten Rhagaden stammen. In jenen Fällen aber, wo objective syphilitische Symptome abgehen, können dann nur anamnestische Daten, welche nachweisen, daß die Eltern vor der Verehelichung an Lues gelitten haben, die Diagnose einer syphilitischen Keratitis beim Kinde sichern. Außer der hereditären führt auch die acquirirte Syphilis m den späteren Stadien zur Keratitis interstitialis. Anke constatirte unter 37 von Lues abhängigen Fällen der Keratitis interstitialis zehnmal acquirirte Syphilis. An die vorerwähnte Keratitis reiht sich die von Mauthnkr beschriebene wirkliche Keratitis punctata, welche sich_ durch circumscripte, stecknadelkopfgroße, grauliche Stellen m der Cornealsubstanz kennzeichnet. Das Hornhautgewebe, welches die Herde umgibt, erscheint im Tageslicht durchsichtig und refiectirt bei focaler Beleuchtung mehr Licht als unter normalen Verhält- nissen Die Herde in der Hornhautsubstanz können sich rasch_ ent- wickeln und ebenso rasch schwinden. Die Herde gehen_ nie m Eiterung über. Die Iris und die übrigen Augenhäute sind am Processe nicht betheiligt. Die eben beschriebenen Herde sind nicht zu verwechseln mit jenen Präcipitaten, welche sich_ an der Membrana Descemetii niederschlagen, welche zuweilen bei der oben geschilderten Keratitis combinirt mit Iritis auftritt. Der Verlauf der von hereditärer wie acquirirter byplnlis ab- hängigen Keratitis ist ein langsamer und erfordert zu ihrer Ruck- bildung oft Monate, ja selbst zwei bis drei Jahre Recidiven dieses Cornealleidens sind häufig. Bei zweckmäßiger Behandlung jedoch wird öfter selbst bei sehr saturirter Hornhauttrübung das Iruhere Sehvermögen wiederhergestellt, in manchen Fällen aber bleiben lichtgraue oder graugelbe Punkte im Centrum der (.ornea, sowie Sclerosirung zurück, welche das Sehvermögen dauernd beein- trachtigen.^^_^^^ Beobachtungsmaterial in der von mir geleiteten Augenabtheilung und Ambulatorium veröflPentlichte ich in der