Die Darmbakterien des Säuglings und ihre Beziehungen zur Physiologie der Verdauung / von Theodor Escherich.

  • Escherich, Theodor, 1857-1911.
Date:
1886
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Credit: Die Darmbakterien des Säuglings und ihre Beziehungen zur Physiologie der Verdauung / von Theodor Escherich. Source: Wellcome Collection.

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    die mikroskopische Untersuchung als ganz oder fast ganz frei von Mikroorganismen. Man braucht deshalb nicht an eine anti- septische (antiputride) Wirkung der Galle im Sinne der früheren Autoren zu denken. Es handelt sich hier wohl nur um den Effect der Vermischung einer grossen Menge bakterienfreier Secrete mit einer geringen Quantität bakterienhaltigen Speisebreis, wie sie eben im Duodenum und den oberen Dünndarmpartien stattfindet. Im Colon, wo ein Theil der Darmsekrete resorbirt und die Menge des Speisebreis überwiegend ist, ist von einer solchen scheinbaren Einwirkung nichts mehr zu sehen. Von nicht geringerer Bedeutung ist der zweite Punkt: die Dauer des Aufenthaltes im Darmkanale. Nehmen wir an, wie es ja für die Mehrzahl der Fälle wohl Geltung hat, dass entweder keimfreie Nahrung zugeführt, oder die mit derselben in den Magen gelangenden Keime durch die freie Salzsäure des letzteren getödtet werden, so gelangt in der Norm bakterienfreie oder doch nur wenige Keime enthaltende Nahrung in das Duodenum. Indem sie sich dort mit den von der letzten Verdauungsperiode herrührenden Keimen in- ficirt, kommt es zu einer raschen Vermehrung der Bakterien in dem denselben zusagenden Medium. Allein indem die Peristaltik des Dünndarms den Inhalt rasch nach unten befördert, kommt die Entwicklung der Formen nicht über das Vermehrungs- und Jugend- stadium hinaus und erst im Cöcum, wo der Speisebrei länger ver- weilt, kommt es zur reichlicheren Entwicklung und Ausbildung der typischen Wuchsformen. Die im Laufe des Colons noch zunehmende Länge der Stäbchen kann man entweder als Ueberwiegen älterer, ausgebildeter Formen oder als Zeichen der zunehmenden Erschöpfung des Nährbodens auffassen (Büchner). Uebrigens besteht, wie später bei Besprechung der Culturversuche ausgeführt werden wird, zwischen der Bakterienvegetation in den oberen und den unteren Darmpartien nicht nur ein Unterschied in Bezug auf Zahl und Grösse, sondern auch in Bezug auf die Art der Mikroorganismen, der allerdings im mikroskopischen Bilde weniger deutlich hervor- tritt. Es ist in mehreren Stellen der Protokolle darauf hingewiesen, dass die Zahl der kurzen, dickeren, eingeschnürten Stäbchen, die im Stuhl eine verschwindend kleine ist, in den obersten Darmpartien, im Duodenum und Dünndarmanfang erheblich vermehrt erscheint und im Verlaufe des Darmkanals in umgekehrtem Verhältniss zum Auf- treten der schlanken Kurzstäbchen stetig bis zum fast völligen Ver-