Die normale Ossification und die Erkankungen des Knochensystems bei Rachitis und hereditärer Syphilis / von M. Kassowitz.

  • Kassowitz, Max, 1842-1913.
Date:
1881-1885
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Credit: Die normale Ossification und die Erkankungen des Knochensystems bei Rachitis und hereditärer Syphilis / von M. Kassowitz. Source: Wellcome Collection.

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    Die corrodirend wirkenden Flüssigkeiten, z. B. concentrirte Chrom- oder Salpetersäure, haben nur insoferno einen anderen Effect, als sie zwar in jenen interfasciculären Räumen zunächst Vordringen, aber dieselben auch durch Corrosion der zunächst gelegenen Fibrillen de facto erweitern; deshalb können eben jene erweiterten Spalt- linien nicht mehr zum Schwinden gebracht worden. Wenn man dagegen einem Alkoholpräparate Wasser oder Glycerin zusetzt, so quellen die Bündel wieder auf, schmiegen sich wieder dichter aneinander an, und das ganze System von verzweigten Linien und scheinbaren Fortsätzen der Knorpelzellen schwindet wieder voll- ständig, was natürlich bei wirklichen protoplasmatischen Forts ätzen dieser Zellen, wie sie unter normalen und pathologischen Verhältnissen hin und wieder beobachtet werden (vergl. I. Band, S. 91), durch keine wie immer geartete Procedur be- wirkt werden kann. Wenn wir nun wieder zu der rachitischen Affoction der Knor- pelproliferationszono zurückkehren, so ist, Alles zusammengenommen, das Resultat der gesteigerten Zellenproliferation und der Veränderung der Grundsubstanz eine vermindert e Resistenz des Knorpels in dieser Zone, und diese verminderte Resistenz verräth sich einer- seits in einem Schlottern der Knorpelepiphyse an der Diaphyse und besonders häufig des Rippenknorpels an der knöchernen Rippe, andererseits durch eine schon mit freiem Auge wahrnehmbare gal- lertige Consistenz des Knorpels an den Uebergangsstellen in den Knochen. Eine weitere Consequenz dieser Knorpelerweichung lässt sich in den höheren Graden auf mikroskopischen Durchschnitten wahrnehmen. Man findet nämlich den hartgebliebenen weil norma- len kleinzelligen Epiphysen- oder Rippenknorpel in jene weiche Knor- pelproliferationszone eingesunken, manchmal sogar in dem Grade, dass das Perichondrium sich beiderseits über den oberen Rand der periostalen Knochenrindo hineinstülpt; bei den Rippen findet man statt des Einstülpens öfter auch ein Abrutschen oder Ab- knicken des Knorpels nach der einen, und zwar immer nach der Innenseite, so dass der Knickungswinkel gegen die pleurale Seite hin geöffnet ist. (S. Tafel I, Fig. 1.) Dieser Knickungswinkel ist nun wohl zu unterscheiden von jener in einem anderen Kapitel zu besprechenden Abknickung,