Über das Wesen der Osteomalacie und seine therapeutischen Consequenzen : ein Beitrag zur Lehre von den Krankheiten der Schilddrüse : nebst Bemerkungen über den seelischen Zustand bei der Knochenerweichung / von Ernst Hoennicke.

  • Hoennicke, Ernst.
Date:
1905
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Credit: Über das Wesen der Osteomalacie und seine therapeutischen Consequenzen : ein Beitrag zur Lehre von den Krankheiten der Schilddrüse : nebst Bemerkungen über den seelischen Zustand bei der Knochenerweichung / von Ernst Hoennicke. Source: Wellcome Collection.

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    Yor 4 Jahren beobachtete ich diese Komplikation bei einem Manne. Seine Krankengeschichte ist kurz folgende; Der 47jährige Handarbeiter Ernst Gustav B. aus D. in der sächsischen Lausitz wurde am 29. September 1900 in Sonnenstein aufgenommen. Nach der Anamnese des Bezirks- arztes war B. bis vor 3 oder 4 Jahren gesund. ,,Er war immer fleissig, ordentlich, nüchtern, bescheiden und lebte nicht aus- schweifend. Er war nicht Soldat. Er hat nur eine 18jährige Tochter, die angeblich gesund ist. Ein Bruder des Patienten befindet sich seit ca. 7 Jahren in einer Irrenanstalt. Vor 3 oder 4 Jahren erkrankte er an grosser „Schwäche in den Füssen und rheumatischem Leiden“, so dass er dauernd auf- hören musste, zu arbeiten und seitdem Invalidenrente bezieht. Die psychische Erkrankung äussert sich in Aufregungszuständen mit Sinnestäuschungen und Wahnvorstellungen. In letzter Zeit wurde er unsozial durch grosse Reizbarkeit und aggressives Verhalten zur Umgebung. Das rheumatische Leiden in den Füssen ist neuerdings verschwunden. Er hat jetzt die Symp- tome der Basedow’schen Krankheit.“ Bei der Aufnahme zeigt sich Patient örtlich und zeitlich orientiert, fasst richtig auf, ist lenksam und bekundet Vertrauen, benimmt sich auf den ersten Blick nicht sehr auffällig. Der Gesichtsausdruck ist stier und glotzend. Patient ist wenig gut genährt, wiegt nur 50 kg bei 160 cm Körperlänge. Haut zart, blass. Der Schädel ist symmetrisch gebaut. Die Wirbelsäule zeigt eine mäßige Kyphoskoliose. Patient hat 0-Beine mäßigen Grades. Starker Exophthalmus. Gräfe’sches und Möbius’sches Phänomen sind vorhanden. Pupillen gleichweit, reagieren prompt auf Lichteinfall. Kein Nystagmus. Visus ungestört. Die gerade herausgestreckte Zunge zittert. Gaumenreflex normal. Die Zähne haben weite Lücken, Schneideflächen stark abgeschliffen. Es besteht eine starke Struma, die sich weich anfühlt. Die Schwellung der Schilddrüse ist ziemlich gleich- mäßig. Halsumfang 39 cm. Lungen o. B. Herztöne rein. Spitzenstoss stark hebend und verbreitert bis zur linken Mamillarlinie. Aktion meist stark beschleunigt und dann manch-