Richtlinien für Schwangerschaftsunterbrechung und Unfruchtbarmachung aus gesundheitlichen Gründen / herausgegeben von der Reichsärztekammer ; bearbeitet von Dr. Hans Stadler.

  • Germany. Reichsärztekammer.
Date:
1936
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Credit: Richtlinien für Schwangerschaftsunterbrechung und Unfruchtbarmachung aus gesundheitlichen Gründen / herausgegeben von der Reichsärztekammer ; bearbeitet von Dr. Hans Stadler. Source: Wellcome Collection.

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    Einnierigkeit. Besteht überhaupt nur eine Niere und sollte diese erkranken, dann ist _ allerdings sofortige Unterbrechung in Überlegung zu ziehen. Funktionsstörung der Beine. Schwere Funktionsstörungen beider Beine, wodurch das Gehen und Stehen unmöglich ist, können, ebenso wie das Fehlen beider Beine, die Frage der Unterbrechung der Schwangerschaft, die in solchen Fällen mit ganz be- sonderen Beschwerden verbunden ist, nahelegen. Dabei können unbedenk- lich auch rein menschliche Überlegungen mit in Betracht gezogen werden, die, das sei besonders betont, mit sozialen Indikationen nichts zu tun haben. Hierher gehören alle spastischen und schlaffen Lähmungen beider Beine der verschiedensten Ursachen, mehrfache Gelenkankylosen mit Kontrak- turen, z. B. beider Kniee und Hüften, mehrfache, in falscher Stellung geheilte Knochenbrüche mit oder ohne Knochendefekte und Pseudarthrosen, Elephantiasis beider Beine nach Verlegung der Lymphwege infolge von Thrombolymphangitis nach häufigem Erysipel oder der Venen nach throm- botischem Verschluß der Venae iliacae. Für alle diese im allgemeinen recht seltenen Komplikationen der Schwangerschaft läßt sich kein einheitlicher Ratschlag in bezug auf die Anzeige zur Schwangerschaftsunterbrechung erteilen. In jedem einzelnen Falle sind die durch die Schwangerschaft auftretenden Beschwerden genau abzuwägen; aus dem örtlichen und dem Allgemeinzustande muß die Prognose der eventuellen Spontangeburt herausgearbeitet werden: es muß überlegt werden, ob ein Kaiserschnitt allgemein und technisch möglich sein wird. Varizen usw. Varizen, Phlebektasien, auch T'hrombosen usw. in der Schwangerschaft geben keine Berechtigung zur Unterbrechung. Auch in früheren Schwanger- schaften durchgemachte Thrombophlebitiden und Embolien indizieren keine Schwangerschaftsunterbrechung. Myositis ossificans. Auch die Myositis ossificans ist mehr eine Indikation zum Kaiserschnitt als zur Schwangerschaftsunterbrechung. Frakturen. Wegen Knochenfrakturen ist kaum jemals eine Schwangerschaftsunter- brechung angezeigt. Unfruchtbarmachung. Unfruchtbarmachung aus chirurgischer Anzeige kann im allgemeinen nur dann in Frage kommen, wenn irgendwelche chirurgische Erkrankungen, die Gesundheit und Leben der Frau ernstlich bedrohen, auch bei der nicht- schwangeren Frau nicht radikal zu beseitigen sind, wie dies bei manchen Tumoren, besonders bösartigen, der Fall sein kann, ebenso bei Zwerchfell- hernien.